Facebook erstellt heimlich Schattenprofile

Der kalifornische Internetkonzern sammelt nicht nur die von Nutzern selbst preisgegebenen Informationen, sondern verknüpft auch Daten aus den Adressbüchern von Kontakten.

Jochen Siegle
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Dass Facebook eine ganze Menge Daten seiner Nutzer sammelt und deren Verhalten analysiert, ist nicht neu. Immer wieder wird der Tech-Gigant wegen seines Umgangs mit Nutzerdaten kritisiert. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley aber weiss noch viel mehr, als Nutzern überhaupt bewusst ist. Denn Facebook speist die Profile seiner Nutzer mit Informationen, die diese nicht selbst bei Facebook angegeben haben, sondern die von anderen Nutzern hochgeladen wurden.

Das Adressbuch liefert die Informationen

Wie das US-Techblog «Gizmodo» beschreibt, können insbesondere durch das Hochladen von Kontaktdaten durch Dritte Informationen bei dem sozialen Netzwerk landen, die ein anderer Nutzer selbst gar nicht preisgeben wollte.

Dies geschieht zum Beispiel, wenn eine Person ihre Kontakte bei Facebook importiert. Facebook schlägt dies unter dem Schlagwort «Freunde finden» den Nutzern vor. Telefonnummern, E-Mail-Adressen oder andere Daten und Namen aus den Kontaktdaten dieses Nutzers können dann einem bestehenden Profil zugeordnet werden.

Ohne Zutun können die Facebook-Algorithmen damit Verbindungen herstellen, die Nutzer immer wieder überrascht stutzen lassen. Etwa wenn die Mechanismen im Hintergrund dazu führen, dass Facebook unter «Personen, die du kennen könntest» allzu merkwürdige Vorschläge für neue Freundschaften macht.

Massgeschneiderte Vorschläge

Man spricht hier von sogenannten Schattenprofilen, die Facebook-Nutzer nicht einsehen oder kontrollieren können. Facebook will so viele Menschen wie möglich miteinander in Verbindung bringen und sammelt so viele Daten wie möglich, um massgeschneiderte Werbung ausspielen zu können. Das Netzwerk sieht das als Service.

Einen genauen Einblick in die Funktionsweise seiner Datenmaschinerie aber gibt Facebook nicht. Laut dem «Gizmodo»-Bericht liefert das Unternehmen in Bezug auf die erwähnte Funktion «Personen, die du kennen könntest» nur vage Antworten und erklärt Verbindungen etwa damit, dass Nutzer gemeinsame Freunde haben oder sich am selben Ort oder im selben Netz bewegt haben könnten.

Das Problem für Nutzer ist offensichtlich: Man hat es selbst nicht in der Hand, wer Facebook ins Adressbuch schauen lässt und welche Informationen dadurch mit dem sozialen Netzwerk geteilt werden.