Biden, Trump und die unterlegenen Mitbewerber im Rennen um die Präsidentschaft

Nach schweren Rückschlägen hat der ehemalige Vizepräsident Joe Biden den Wettkampf der amerikanischen Demokraten klar gewonnen. Ein Überblick über das Bewerberfeld, das die Vorwahlen 2020 prägte.

Andreas Rüesch
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Die beiden demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und Bernie Sanders begrüssen sich Corona-konform zu ihrer letzten Fernsehdebatte.

Die beiden demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und Bernie Sanders begrüssen sich Corona-konform zu ihrer letzten Fernsehdebatte.

Gabriella Demczuk / EPA

Seit dem April, als der letzte innerparteiliche Gegner das Rennen aufgab, stand der frühere Vizepräsident Joe Biden als Kandidat der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2020 faktisch fest. Definitiv sicherte sich Biden die Nomination aber erst am 6. Juni, als er bei einer weiteren Runde von Vorwahlen die Hürde von 1990 Parteitagsdelegierten übersprang. Dies entspricht der absoluten Mehrheit am Nominationsparteitag. Bis zum Abschluss der Vorwahlen am 11. August baute er diese Mehrheit stetig aus. Insgesamt konnte er so mehr als zwei Drittel der Delegierten für sich gewinnen. Zuletzt präsentierte sich die Verteilung wie folgt:

Biden ist der klare Sieger der demokratischen Vorwahlen

Zahl der in den Vorwahlen gewonnenen Delegierten für den nationalen Parteitag. Zur Nomination sind 1990 Delegierte nötig.
Joe Biden
Joe Biden
Früherer Vizepräsident
2 716
Bernie Sanders
Bernie Sanders
Senator aus Vermont
1 115
Elizabeth Warren
Elizabeth Warren
Senatorin aus Massachusetts
67
Michael Bloomberg
Michael Bloomberg
Ex-Bügermeister von New York
49
Andere
Andere
32

Bidens Gegenspieler Sanders beharrte darauf, selbst nach seinem Ausscheiden an den verbleibenden Wahlen teilzunehmen. Er wollte weiter Delegierte sammeln, um auf diese Weise grösseren Einfluss auf den Parteitag ausüben zu können, beispielsweise durch Einsitznahme in den Programmkommissionen der Partei. Das ist ihm gelungen. Er wird am Parteitag 28 Prozent der gewählten Delegierten stellen. Laut den demokratischen Regeln erhalten Parteifaktionen ab einer Stärke von 25 Prozent der Delegierten besondere Minderheitenrechte.

Die folgende Grafik zeigt den Verlauf der Vorwahlen:

Verlauf der demokratischen Vorwahlen

Delegiertenzahlen der Bewerber Biden und Sanders
Biden
Sanders
Absolute Mehrheit (1990 Delegierte)
1
«Super Tuesday»
2
Florida und andere Vorwahlen
3
Mit Sanders' Ausstieg steht Bidens Sieg fest
4
Vorwahlen vom 2. Juni
5
Erreichung des absoluten Mehrs

Biden galt zwar vom Beginn des Vorwahlkampfs an als Favorit, aber sein Sieg konnte lange Zeit keineswegs als sicher gelten. Die folgende Grafik zeigt, wie sich das Meinungsbild im Lauf der Zeit verändert hat. Erst nach dem «Super Tuesday», als mehrere Rivalen im gemässigten Parteiflügel ihre Kampagne aufgegeben hatten, konnte sich Biden deutlich absetzen.

Biden zieht in den Umfragen davon

Durchschnitt der aktuellen nationalen Umfragen, Unterstützung in Prozent
Biden
Sanders
Warren (ausgeschieden)
Bloomberg (ausgeschieden)
Buttigieg (ausgeschieden)
1
Erste Fernsehdebatte
2
Beginn der Vorwahlen
3
«Super Tuesday»

Anfänglich zeichnete sich das aus rund 25 prominenten Politikern bestehende Bewerberfeld der Demokraten durch ein grosse Vielfalt aus. Doch diese ging noch vor Beginn der Vorwahlen Anfang Februar verloren. In der engeren Auswahl standen zuletzt nur noch zwei ältere weisse Männer – Joe Biden und Bernie Sanders. Das Rennen aufgegeben hatten seit Anfang Dezember die Senatoren Kamala Harris und Cory Booker, zwei Afroamerikaner,der frühere Wohnbauminister Julián Castro, ein Latino, sowie der chinesischstämmige Unternehmer Andrew Yang. Auch altersmässig war das Feld mit der Zeit immer weniger vielfältig: Nach dem Ausscheiden des Nachwuchspolitikers Pete Buttigieg und der Senatorin Amy Klobuchar Anfang März gab es in dem Bewerberfeld niemanden mehr unter 70 Jahre, und mit dem Rückzug von Senatorin Elizabeth Warren am 5. März fiel auch die letzte Frau weg.

Die Schrumpfung des Bewerberfeldes liess sich auch an den regelmässigen Fernsehdebatten der Partei ablesen. Traten anfangs noch zwanzig Bewerber bei diesen Veranstaltungen an, so waren es Ende 2019 nur noch sieben. Für eine Qualifikation war in den meisten Fällen der Nachweis notwendig, eine Mindestzahl von Spenden gesammelt und in den Umfragen einen bestimmten Schwellenwert zu überschreiten. Als Teilnahmekriterium für die letzte Debatte am 15. März galt, mindestens 20 Prozent der bisher verteilten Delegierten gewonnen zu haben. Das bedeutete, dass nur noch Biden und Sanders auf der Bühne standen.

Es folgt ein Überblick über die Präsidentschaftsbewerber, zuerst jene der Demokraten, danach jene der Republikaner und anderer Parteien.

Demokraten

Morgenröte hinter dem Weissen Haus: Der Traum, im Januar 2021 dort einzuziehen, treibt viele Politikerinnen und Politiker an. (Bild: Erik S. Lesser / EPA)

Morgenröte hinter dem Weissen Haus: Der Traum, im Januar 2021 dort einzuziehen, treibt viele Politikerinnen und Politiker an. (Bild: Erik S. Lesser / EPA)

Seit der Niederlage ihrer Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im November 2016 brennen die Demokraten auf eine Revanche. Rund 25 prominente Parteimitglieder bewarben sich um die Präsidentschaftsnomination. Lange Zeit blieb offen, wer das innerparteiliche Rennen gewinnen würde. Nach einem spektakulären Comeback setzte sich der frühere Vizepräsident Joe Biden durch. Sein schärfster Konkurrent, der linke Senator Bernie Sanders, gab seine Kampagne am 8. April auf.

Der Sieger der Vorwahlen

Joe Biden. (Bild: EPA)

Joe Biden. (Bild: EPA)

Joe Biden: Als ehemaliger Vizepräsident von 2009 bis 2017 ist Joe Biden besser als alle anderen Mitbewerber mit den Mechanismen der Regierungsgeschäfte vertraut. Worauf es bei der Zusammenarbeit mit dem Kongress ankommt, weiss der frühere Senator von Delaware aus jahrzehntelanger Erfahrung ebenfalls bestens. Biden hat auch den Vorteil, dass er national bekannt ist. Nicht zuletzt deshalb führte er lange Zeit alle Umfragen unter Sympathisanten der Demokratischen Partei mit grossem Vorsprung an. Doch Biden, der sich vor allem als Aussenpolitiker einen Namen gemacht hat, ist nicht als guter Wahlkämpfer bekannt; zwei frühere Anläufe in Richtung Weisses Haus, 1988 und 2008, scheiterten kläglich. Eine Hypothek ist sein hohes Alter; er wäre bei Amtsantritt 78 Jahre alt. Häufige verbale Ausrutscher tragen nicht dazu bei, entsprechende Bedenken zu entkräften. Zu schaffen macht Biden seit dem September indirekt auch Trumps Ukraine-Affäre. In deren Zusammenhang wird Biden der Vorwurf gemacht, er habe sich als Vizepräsident und Schlüsselfigur für die Ukraine-Diplomatie der Administration Obama einem Interessenkonflikt ausgesetzt, weil sein Sohn Hunter zur selben Zeit Geschäfte in der Ukraine tätigte. (Link zu NZZ-Video)

Ausgeschieden, aber Delegierte in den Vorwahlen gewonnen

Bernie Sanders. (Bild: Reuters)

Bernie Sanders. (Bild: Reuters)

Bernie Sanders: Der Zweitplatzierte bei den Vorwahlen von 2016 startete diesmal aus einer völlig anderen Position ins Rennen. War er vor vier Jahren ein krasser Aussenseiter im Vergleich zur Favoritin Hillary Clinton gewesen, so genoss der Senator aus Vermont nun von Anfang an einen hohen Bekanntheitsgrad und gute Umfragewerte. Trotzdem kämpft der formal als Parteiunabhängiger antretende Politiker mit Handicaps. Sanders wäre bei Amtsantritt 79 Jahre alt gewesen und damit mit Abstand der älteste Präsident, den die USA je hatten. Ein Herzinfarkt im Oktober hatte die Zweifel an seiner gesundheitlichen Stärke noch erhöht. Zudem war er anders als bei seiner Kampagne 2016, als er einen Kontrapunkt zur Establishment-Vertreterin Clinton setzen konnte, nicht mehr der alleinige Hoffnungsträger des linken Flügels. Konkurrenz machte ihm in diesem Lager auch Senatorin Elizabeth Warren, die ebenfalls radikale Forderungen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Ungleichheit, der hohen Krankenkassenprämien und des Klimawandels aufstellte. Trotzdem schaffte es Sanders im Februar, sich vorübergehend an die Spitze der nationalen Umfragen zu setzen und mehrere wichtige Vorwahlen zu gewinnen. Er beendete seine Kampagne am 8. April, als deutlich geworden war, dass er keine realistischen Chancen mehr besass, den Rückstand zu Biden aufzuholen. (Link zu NZZ-Video)

Elizabeth Warren. (Bild: Reuters)

Elizabeth Warren. (Bild: Reuters)

Elizabeth Warren: Die frühere Harvard-Professorin und Spezialistin für Konkursrecht vertritt seit 2013 den Staat Massachusetts im Senat. Nationale Bekanntheit erlangte sie zuvor als Gründungsleiterin der in der Finanzkrise geschaffenen Behörde für Konsumentenschutz in Finanzdienstleistungen. Die 70-jährige Warren ist in kurzer Zeit zu einer der bekanntesten Führungsfiguren der Partei aufgestiegen. Sie verfolgt einen prononciert linken wirtschaftspolitischen Kurs und warb in ihrer Kampagne zum Teil mit populistischen Mitteln um die Stimmen wirtschaftlich bedrängter Wähler. Kernstück ihres Programms war die Einführung einer staatlichen Gesundheitsversicherung für alle Amerikaner, die an die Stelle des bisher mehrheitlich privaten Systems treten würde. Die geschätzten Kosten von jährlich 200 Milliarden Dollar wollte sie unter anderem mit einer Sondersteuer für Milliardäre und Kürzungen bei den Militärausgaben decken. Gegner warfen ihr vor, aus Karrieregründen ihre (vernachlässigbare) indianische Abstammung hochgespielt zu haben. Im parteiinternen Rennen fiel dies jedoch nicht ins Gewicht. Warren konnte im Herbst 2019 in den Umfragen vorübergehend sogar den früheren Vizepräsidenten Joe Biden überholen. Danach fiel sie aber wieder deutlich zurück, wohl eine Folge ihres umstrittenen Vorschlags für eine radikale Krankenkassenreform. Nach durchwegs enttäuschenden Ergebnissen in den Vorwahlen gab sie das Rennen am 5. März auf. (Link zu NZZ-Video)

Michael Bloomberg. (Bild: Reuters)

Michael Bloomberg. (Bild: Reuters)

Michael Bloomberg: Der 1942 geborene Geschäftsmann und frühere Bürgermeister von New York reichte seine Bewerbung unüblich spät ein, nur gut zwei Monate vor Beginn der Primärwahlen. Mit einem Vermögen von schätzungsweise 58 Milliarden Dollar konnte er sich dies jedoch eher leisten, da er nicht auf die Suche nach Geldspenden gehen musste. Er finanzierte seine gesamte Kampagne aus eigenen Mitteln und wendete dafür mehr als 600 Millionen Dollar auf. Bloomberg hatte nach seinem Wirtschaftsstudium Karriere im Geschäft mit Finanzdaten und als Medienunternehmer gemacht. Als Bürgermeister der grössten Stadt der USA von 2002 bis 2013 machte sich Bloomberg einen Namen mit seiner wirtschaftsfreundlichen Politik, aber auch mit seinem Feldzug gegen das Rauchen in öffentlichen Gebäuden und seinem Engagement für den Klimaschutz. Politisch ist er ein Zentrist. Er wechselte wiederholt seine Parteizugehörigkeit und schloss sich den Demokraten erst 2018 an. Seine Kampagne galt als Ausdruck seiner Überzeugung, dass die bisher favorisierten Bewerber schwere Mängel im Kampf gegen den Amtsinhaber Trump hätten. In den Vorwahlen erlitt Bloomberg jedoch ein Debakel und stellte sich nach dem «Super Tuesday» hinter Biden. (Link zu NZZ-Video)

Pete Buttigieg. (Bild: AP)

Pete Buttigieg. (Bild: AP)

Pete Buttigieg: Der erst 38 Jahre alte frühere Bürgermeister der Stadt South Bend in Indiana wurde anfänglich als chancenloser Provinzpolitiker betrachtet, doch rasch zog er die Aufmerksamkeit der nationalen Medien auf sich. Der Sohn eines Professorenpaars – der Vater stammte aus Malta – verfügt über Abschlüsse von Harvard und Oxford, leistete Militärdienst in Afghanistan, beherrscht mehrere Sprachen und gilt als politisches Naturtalent. Buttigieg ist im Unterschied zu vielen seiner Rivalen kein «Washington-Insider» und hat gezeigt, wie man als Demokrat in einer konservativen Region erfolgreich politisieren kann. Nachdem er in den Vorwahlen von Iowa einen knappen Sieg und in New Hampshire einen guten zweiten Platz geholt hatte, erlitt seine Kampagne jedoch schwere Rückschläge. Es zeigte sich, dass er bei nichtweissen Wählern kaum Rückhalt genoss. Anfang März gab er das Rennen auf. Buttigieg wäre nicht nur der jüngste Präsident der amerikanischen Geschichte gewesen, sondern auch der erste Homosexuelle in diesem Amt. (Link zu NZZ-Video)

Amy Klobuchar. (Bild: AP)

Amy Klobuchar. (Bild: AP)

Amy Klobuchar: Die 59-jährige Senatorin aus Minnesota stammt wie Buttigieg aus dem Mittleren Westen. Diese Region hatte mit einem starken Abschneiden der Republikaner bei der letzten Präsidentschaftswahl eine wichtige Rolle gespielt. Die frühere Firmenanwältin ist kein Medienstar, wird aber für ihre erfolgreiche gesetzgeberische Arbeit im Senat und ihr bürgernahes Auftreten geschätzt. Wie es ihrer Herkunft aus dem Mittleren Westen entspricht, politisiert die Pragmatikerin Klobuchar nicht im linken Flügel der Partei. Sie propagiert zwar progressive Anliegen, geht aber weniger weit als andere Demokraten und fordert zum Beispiel keine rein staatliche Krankenversicherung. In den Umfragen blieb sie immer weit hinter den Spitzenreitern zurück. Ausser einem guten dritten Platz in New Hampshire erlitt sie in den Vorwahlen mehrere Enttäuschungen. Anfang März erklärte sie ihren Ausstieg und gab eine Wahlempfehlung für Joe Biden ab. Klobuchar hat über ihre Grosseltern mütterlicherseits Schweizer Wurzeln.

Tulsi Gabbard. (Bild: AP)

Tulsi Gabbard. (Bild: AP)

Tulsi Gabbard: Die 1981 geborene Kongressabgeordnete stammt aus dem Überseeterritorium Amerikanisch-Samoa und wuchs in Hawaii auf, wo sie bereits mit 21 Jahren ins Parlament gewählt wurde. Daneben verfolgte sie eine militärische Karriere in der Nationalgarde. Sie nahm an einem Kriegseinsatz im Irak teil und hat derzeit den Rang einer Majorin. Gabbard ist praktizierende Hindu. Politisch steht sie eher am linken Flügel der Partei. Sie bekämpfte das transpazifische Freihandelsabkommen TPP und kritisierte Präsident Obamas Militärpolitik in Syrien. Eine Kontroverse löste sie wegen eines Treffens mit dem syrischen Diktator Asad aus. Die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton beschuldigt sie, die Wunschkandidatin des Kremls zu sein. In den Umfragen kam sie nie über marginale Werte hinaus. Nachdem sie bis Mitte März keine einzige Vorwahl gewonnen und nur in ihrer samoanischen Heimat zwei Delegierte erhalten hatte, suspendierte sie ihre Kampagne und gab eine Wahlempfehlung für Biden ab.

Ausgeschieden

Michael Bennet. (Bild: Reuters)

Michael Bennet. (Bild: Reuters)

Michael Bennet: Der 54-jährige Senator aus Colorado distanzierte sich in seinem Wahlkampf deutlich vom dominanten linken Flügel der Partei. So lehnte Bennet die von mehreren Rivalinnen und Rivalen geforderte Einführung einer staatlichen Einheitskrankenkasse («Medicare for all») ab. Als Vertreter des von konservativen Strömungen geprägten Rocky-Mountain-Staats hat der Demokrat ein gutes Gespür für das politisch Machbare. Allerdings stammt er ursprünglich nicht aus Colorado, sondern aus der Hauptstadt Washington, wo sein Vater als Beamter im Aussenministerium arbeitete. Bennet blieb stets ein krasser Aussenseiter, und katastrophale Vorwahlergebnisse in Iowa und New Hampshire zwangen ihn schliesslich zum Aufgeben.

Cory Booker. (Bild: Reuters)

Cory Booker. (Bild: Reuters)

Cory Booker: Der Senator aus New Jersey war einer von elf Kongressmitgliedern, die sich für die Präsidentschaft bewarben. Der 1969 geborene und an Eliteuniversitäten ausgebildete Jurist blickt aber auch auf eine lange Karriere in der Lokalpolitik zurück. Von 2006 bis 2013 war er Bürgermeister der Grossstadt Newark. Im Senat zählt der Afroamerikaner zu den am weitesten links politisierenden Mitgliedern. Booker schlug in seiner Kampagne einen weitreichenden Ausbau des Sozialstaats vor, darunter eine Gesundheitsversicherung für alle, ein grosszügiges Geldgeschenk für junge Erwachsene, das mit Erreichen der Volljährigkeit verfügbar wird, und ein Pilotprogramm für eine staatliche Arbeitsplatzgarantie. In den Umfragen gelangte er jedoch nie in die Spitzengruppe. Nachdem er sich zweimal nicht mehr zu den Fernsehdebatten der Partei hatte qualifizieren können, gab er das Rennen Mitte Januar 2020 auf.

Steve Bullock. (Bild: Reuters)

Steve Bullock. (Bild: Reuters)

Steve Bullock: Der 53-jährige Gouverneur von Montana unterschied sich in einem wichtigen Punkt von seinen parteiinternen Rivalen: Er regiert einen konservativen Gliedstaat. In Montana politisieren Demokraten nur dann mit Erfolg, wenn sie zu linken Lieblingsideen Distanz halten und Brücken zum rechten Lager zu schlagen verstehen. Bullock hat dies wiederholt bewiesen. So schaffte er 2016 seine Wiederwahl zum selben Zeitpunkt, als sein Staat mit grosser Mehrheit Donald Trump ins Weisse Haus schickte. Bullock erlangte jedoch nie grosse nationale Bekanntheit und zog sich Anfang Dezember 2019 zurück.

Bill de Blasio. (Bild: AP)

Bill de Blasio. (Bild: AP)

Bill de Blasio: Der heute 58-jährige Bürgermeister von New York trat nach einem Studium der internationalen Beziehungen bereits in jungen Jahren in die Stadtverwaltung ein. Daneben engagierte er sich für die sandinistische Regierung in Nicaragua. Unter Präsident Bill Clinton war de Blasio im Wohnbauministerium tätig – ein Bereich, der zu einem Fokus seiner politischen Tätigkeit wurde. Nach mehreren Amtszeiten im Stadtparlament wurde er zum Public Advocate gewählt, einer Art Ombudsmann. Als der langjährige Bürgermeister Michael Bloomberg 2013 seinen Posten freimachen musste, kandidierte de Blasio als Vertreter des linken Flügels seiner Partei und gewann haushoch. Auch in seiner Präsidentschaftskampagne positionierte er sich am linken Rand. Er gewann jedoch nie eine grosse landesweite Anhängerschaft und gab das Rennen im September 2019 auf.

Julián Castro. (Bild: EPA)

Julián Castro. (Bild: EPA)

Julián Castro: Der frühere Wohnbauminister (2014–17) unter Präsident Obama stammt aus Texas, wo er vor seiner Zeit in Washington als Bürgermeister von San Antonio amtierte. Der 44-jährige Sohn einer Bürgerrechtlerin mit mexikanischen Wurzeln ist damit einer der wenigen Bewerber mit Exekutiverfahrung auf der nationalen Ebene. Er studierte in Stanford und Harvard, wo er als Doktor der Rechtswissenschaften abschloss. 2016 war er im Gespräch für das Amt des Vizepräsidenten. In sozial- und umweltpolitischen Fragen steuert er einen Kurs zwischen dem gemässigten und dem linken Flügel der Demokratischen Partei. Von seinen Mitbewerbern abheben konnte er sich jedoch nie, und in den Umfragen verharrte er konstant auf geringem Niveau. Er hat deshalb die Qualifikation für die letzten Fernsehdebatten verpasst und Anfang Januar 2020 das Rennen aufgegeben.

John Delaney. (Bild: AP)

John Delaney. (Bild: AP)

John Delaney: Der 56-jährige Jurist und frühere Geschäftsmann aus Maryland war 2017 der erste prominente Demokrat, der sich für die Präsidentschaftsnomination bewarb. Delaney stammt aus einer Arbeiterfamilie und zeichnete sich nach seinem Studium als erfolgreicher Firmengründer aus. Von 2013 bis 2018 gehörte er dem Repräsentantenhaus an, wo er sich auf Gesundheitspolitik und Infrastrukturfragen spezialisierte. Er zählt zum moderaten, wirtschaftsfreundlichen Flügel der Partei. Mit seiner unaufgeregten, sachlichen Art fiel es ihm schwer, das mediale Scheinwerferlicht auf sich zu ziehen. Kurz vor Beginn der Vorwahlen beendete er seine Kampagne.

Kirsten Gillibrand. (Bild: AP)

Kirsten Gillibrand. (Bild: AP)

Kirsten Gillibrand: Die 52-jährige Senatorin aus New York trat 2009 in die Fussstapfen von Hillary Clinton, als sie deren Senatssitz übernehmen konnte. Ihre politische Karriere hatte sie zwei Jahre zuvor als Repräsentantin begonnen. Politisch positionierte die Anwältin sich anfänglich im konservativen Flügel ihrer Partei, bedingt wohl auch durch die eher konservative Tendenz ihres ländlichen New Yorker Wahlkreises. Sie verteidigte damals das Recht auf freien Waffenbesitz. Als Senatorin rückte sie nach links und engagiert sich heute stark in der Bewegung zur Bekämpfung sexueller Missbräuche. Als Ende August 2019 absehbar wurde, dass sie sich mangels Unterstützung in der Partei nicht für die nächste Fernsehdebatte qualifizieren würde, zog sie sich zurück.

Kamala Harris. (Bild: Reuters)

Kamala Harris. (Bild: Reuters)

Kamala Harris: Die 1964 geborene Kalifornierin wurde lange Zeit zum Favoritenkreis gezählt, doch abgesehen von einem kurzen Höhenflug im Frühsommer 2019 zeigte sie Mühe, an der Wählerbasis zu punkten. Harris hatte 2016 nach einer Karriere als Staatsanwältin einen Sitz im Senat gewonnen. Dort ist die Tochter einer Tamilin und eines Jamaicaners, der nach seiner Einwanderung in die USA Wirtschaftsprofessor wurde, unter anderem als Anhängerin einer liberalen Einwanderungspolitik aufgetreten. Sie befürwortet auch den Wechsel zu einer umfassenden staatlichen Krankenversicherung. Harris warb besonders stark um die Stimmen der Afroamerikaner, die eine bedeutende Gruppe der Demokratischen Partei bilden. Angesichts enttäuschender Umfrageresultate, finanzieller Engpässe und einer personellen Krise in ihrem Kampagnenstab sah sie sich im Dezember 2019 zur Aufgabe gezwungen.

John Hickenlooper. (Bild: Reuters)

John Hickenlooper.
(Bild: Reuters)

John Hickenlooper: Der 67-jährige Politiker aus Colorado räumt selbstironisch ein, dass man es mit einem kuriosen Nachnamen wie seinem in der Politik nicht einfach hat. Doch weit ist Hickenlooper auch so gekommen: Nachdem es ihn einst als Geologen im Dienst einer Erdölfirma in den Rocky-Mountains-Staat verschlagen hatte, erfand er sich als Bierbrauer neu und errang 2003 das Bürgermeisteramt von Denver. Seinen acht Jahren auf diesem Posten folgten nahtlos acht weitere als Gouverneur von Colorado. Hickenlooper zählt zum moderaten, wirtschaftsfreundlichen Flügel seiner Partei. Er warb für sich mit seinem Leistungsausweis als Exekutivpolitiker und verwies dabei auf Erfolge bei der Wirtschaftsförderung und eine gut austarierte Umweltpolitik. Eine breite Anhängerschaft schuf er sich damit jedoch nicht, und Mitte August 2019 gab er das Rennen auf.

Jay Inslee. (Bild: AP)

Jay Inslee. (Bild: AP)

Jay Inslee: Der 68-jährige Jurist aus Seattle gehörte 16 Jahre lang dem Repräsentantenhaus an und ist seit 2013 Gouverneur des Staats Washington. Er ist national gut vernetzt, da er bis vor kurzem die Gouverneurs-Vereinigung der Demokraten präsidierte. Inslee hat sich einen Namen mit seinem Widerstand gegen Trumps Einreisesperre gegen muslimische Immigranten gemacht. Seine Bewerbung drehte sich stark um das Postulat des Klimaschutzes. Dieser enge Fokus erwies sich jedoch nicht als Erfolgsrezept, und im August 2019 zog Inslee seine Bewerbung zurück.

Seth Moulton. (Bild: Reuters)

Seth Moulton. (Bild: Reuters)

Seth Moulton: Der 1978 geborene Abgeordnete aus Massachusetts vertritt einen Wahlkreis im Repräsentantenhaus, der zu den Hochburgen der Demokraten zählt. Der kantige Moulton ist Oberst im Marinekorps und nahm an der Invasion im Irak teil – einem Krieg, den er persönlich ablehnte. Er warb in seiner kurzen Kampagne mit dem Argument für sich, dass es eine unerschütterliche Figur wie ihn brauche, um im Wahlkampf gegen Trump zu bestehen. Er forderte, Gelder aus dem Verteidigungsbudget in die Förderung der Wirtschaft und den Umweltschutz umzulenken. Weder an der Parteibasis noch bei den Geldgebern erreichte Moulton jedoch grosse Resonanz, so dass er bereits an der Hürde zur Teilnahme an den Debatten scheiterte. Im August 2019 brach er seine Kampagne ab.

Beto O’Rourke. (Bild: Reuters)

Beto O’Rourke. (Bild: Reuters)

Beto O’Rourke: Der frühere Kongressabgeordnete hat bei den Senatswahlen von 2018 im konservativen Texas nur knapp einen Überraschungssieg gegen den Amtsinhaber Ted Cruz verpasst. Das machte ihn zu einem neuen Star der Demokratischen Partei. Sein Präsidentschaftswahlkampf hingegen hat nach einem schwungvollen Anfang nicht recht gezündet. Der 1972 geborene Politiker versucht, eine optimistische Botschaft zu verbreiten und so an grosse Vorbilder wie die Kennedys oder Barack Obama anzuknüpfen. Er verfügt unbestrittenermassen über Charisma; Kritiker werfen ihm allerdings einen Mangel an politischen Ideen vor. O’Rourke studierte einst englische Literatur und trat nebenher als Gitarrist in einer Rockband auf. Nach unsteten Jahren in verschiedenen Jobs gründete er eine Internetfirma, die auch eine Online-Zeitung herausgab. Den Einstieg in die Politik fand er als Stadtrat von El Paso. Ideologisch ist er schwierig einzuordnen; manche Beobachter zählen ihn eher zum gemässigten Flügel seiner Partei. Anfang November 2019 zog er sich aus dem Rennen zurück.

Deval Patrick. (Bild: Reuters)

Deval Patrick. (Bild: Reuters)

Deval Patrick: Der frühere Gouverneur von Massachusetts (2007–2015) warf seinen Hut unüblich spät in den Ring, nämlich weniger als ein Vierteljahr vor Beginn der Vorwahlen. Der 63-jährige Afroamerikaner brachte damit zum Ausdruck, dass er in dem inzwischen ausgedünnten Bewerberfeld neue Chancen für sich sah. Als gemässigter, wirtschaftsnaher Demokrat mit Regierungserfahrung konnte er sich als Alternative zu Joe Biden positionieren, falls dieser stolpern sollte. Nach dem Ausscheiden von Bullock, Inslee und Hickenlooper war Patrick der letzte Bewerber mit Erfahrung als Regierungschef eines Gliedstaates. Das ist deshalb bemerkenswert, weil vier der sieben letzten Präsidenten frühere Gouverneure waren. Aber von Bidens zunehmender Schwäche konnte Patrick nicht profitieren. Nach einem schlechten Vorwahlresultat in New Hampshire warf er das Handtuch.

Tim Ryan. (Bild: AP)

Tim Ryan. (Bild: AP)

Tim Ryan: Trotz einer langen Amtszeit als Kongressabgeordneter seit mehr als 16 Jahren zählte der 1973 geborene Tim Ryan aus Ohio nicht zu den prominentesten Bewerbern. Aufsehen erregte er 2016 für kurze Zeit, als er die Parteiführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, herausforderte. Ryan profilierte sich vor allem als Verteidiger der Interessen der amerikanischen Arbeiter und sieht die von ihm geforderte Einführung einer nationalen Krankenkasse nicht zuletzt als Arbeitsbeschaffungsmassnahme. Angesichts schlechter Umfragewerte und der Chancenlosigkeit, an weiteren Fernsehdebatten teilnehmen zu können, beendet er seine Kampagne Ende Oktober 2019.

Tom Steyer. (Bild: Reuters)

Tom Steyer. (Bild: Reuters)

Tom Steyer: Mit hohem Werbeaufwand beteiligte sich auch der Milliardär Tom Steyer am Rennen um die Präsidentschaftsnomination der Demokraten. Der Unternehmer und Philanthrop aus Kalifornien konnte sich zwar bis zum Februar knapp für die Fernsehdebatten qualifizieren, schnitt aber in nationalen Umfragen stets schwach ab. Steyer gab die Kampagne auf, nachdem er in den Vorwahlen von South Carolina – auf die er alle seine Hoffnungen gesetzt hatte – leer ausgegangen war. Insgesamt investierte Steyer rund 200 Millionen Dollar in seinen Wahlkampf, ohne einen einzigen Delegierten zu gewinnen.

Eric Swalwell. (Bild: Reuters)

Eric Swalwell. (Bild: Reuters)

Eric Swalwell: Obwohl erst 38 Jahre alt, gehört der Kalifornier Eric Swalwell bereits seit mehr als 6 Jahren dem Repräsentantenhaus an. Er hatte 2012 einen Sesselkleber aus seiner Partei erfolgreich herausgefordert und wurde mit 33 Jahren eines der jüngsten Kongressmitglieder. Auch im Feld der Präsidentschaftsbewerber zählte er zu den Jüngsten. Er hoffte, mit jugendlichem Elan und seinem virtuosen Umgang mit sozialen Netzwerken breitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Angesichts enttäuschender Umfrageergebnisse gab Swalwell das Rennen jedoch im Juli 2019 auf.

Marianne Williamson. (Bild: AP)

Marianne Williamson. (Bild: AP)

Marianne Williamson: Die erfolgreiche Buchautorin hat nie ein politisches Amt bekleidet, geniesst aber dank ihren Bestsellern und Fernsehauftritten eine gewisse Bekanntheit. Die 1952 geborene Williamson inszeniert sich als spirituelle Führungsfigur. Sie ruft zu einer moralischen und geistigen Erweckung Amerikas auf. In ihren konkreten Positionen, etwa zur Gesundheits- und Umweltpolitik, bewegt sie sich jedoch im Mainstream der Partei. Das geringe Echo in der Öffentlichkeit und der Mangel an Geldspenden zwangen sie im Januar 2020 zum Aufgeben.

Andrew Yang. (Bild: Reuters)

Andrew Yang. (Bild: Reuters)

Andrew Yang: Der 1975 geborene Startup-Unternehmer hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Trotzdem hat er im Feld der demokratischen Bewerber eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich gezogen, vor allem mit seiner Forderung nach einem Grundeinkommen für alle Amerikaner über 18 Jahren. Er spricht von einer «Freiheitsdividende» und begründet die Massnahme mit der Gefahr von Arbeitsplatzverlusten, die durch die Automation wirtschaftlicher Prozesse drohten. Nach enttäuschenden Vorwahlergebnissen in Iowa und New Hampshire gab er das Rennen auf.

Republikaner

Der Sieger der Vorwahlen

Donald Trump. (Bild: Reuters)

Donald Trump. (Bild: Reuters)

Donald Trump: Dass sich der gegenwärtige Amtsinhaber um eine Wiederwahl bemühen wird, hat er unüblich früh zum Ausdruck gebracht. Bereits am Tag seiner Vereidigung reichte er bei der Wahlkommission entsprechende Dokumente ein. Angesichts einer Zustimmungsrate von durchschnittlich nur gut 40 Prozent in der Gesamtbevölkerung befindet sich Trump nicht in einer komfortablen Ausgangslage, aber wichtiger ist für ihn im Moment, dass er das Fussvolk der Republikanischen Partei grösstenteils hinter sich weiss. Dies hat eine ernstzunehmende innerparteiliche Rebellion verhindert. Bereits im März 2020 hat er sich die für die neuerliche Nomination notwendigen Delegiertenstimmen gesichert.

Ausgeschieden

William Weld. (Bild: Reuters)

William Weld. (Bild: Reuters)

William Weld: Eine offizielle Bewerbung um die Präsidentschaftsnomination der Republikaner hatte neben Trump früh auch der ehemalige Gouverneur William Weld lanciert. Weld regierte den Staat Massachusetts von 1991 bis 1997. In wirtschaftspolitischer Hinsicht konservativ, zählt er in gesellschaftspolitischen Fragen zu den Liberalen. Nach Jahren der Abwesenheit auf der politischen Bühne und einem vorübergehenden Parteiaustritt – 2016 kandidierte er für die Libertäre Partei als Vizepräsident – war Weld jedoch stets nur ein krasser Aussenseiter. Von allen republikanischen Herausforderern hielt er seine Kampagne am längsten durch, aber nach einer Serie von marginalen Stimmengewinnen in den republikanischen Vorwahlen kapitulierte er Mitte März. Sein bestes Resultat hatte er in seinem Heimastaat Massachusetts erzielt, mit einem Stimmenanteil von 9 Prozent, gegenüber 86 Prozent für Trump.

Joe Walsh. (Bild: AP)

Joe Walsh. (Bild: AP)

Joe Walsh: Der Radiomoderator und frühere Abgeordnete aus Illinois ist wie Weld kein politisches Schwergewicht. Aber seine im August 2019 lancierte Bewerbung war insofern bemerkenswert, als Trump damit auch von ganz rechts herausgefordert wurde. Während William Weld dem moderaten Flügel der Partei angehört, entstammt Joe Walsh der konservativen Tea-Party-Bewegung. 2016 hatte er sich noch mit Feuer und Flamme für Trump ausgesprochen; heute wirft er ihm unverantwortliche Schuldenmacherei und mangelnden Patriotismus vor. Welsh gab das Rennen jedoch bereits nach der ersten Vorwahl in Iowa auf, in der er nur ein halbes Prozent der Stimmen erhalten hatte.

Mark Sanford. (Bild: Reuters)

Mark Sanford. (Bild: Reuters)

Mark Sanford: Von kurzer Dauer war die Kampagne von Mark Sanford, einem früheren Gouverneur und Abgeordneten aus South Carolina. Sanford ist ein klassischer Konservativer, was ihn zum Kritiker der zügellosen Ausgabenpolitik unter Trump werden liess. Obwohl er ideologisch damit den traditionellen Republikanern näher steht als Trump, gelang es ihm nicht einmal ansatzweise, die Partei zum Aufstand zu bewegen. Nach nur gut zwei Monaten gab Sanford das Rennen im November auf.

Potenzielle Bewerber

Auf republikanischer Seite bewarb sich abgesehen von Trump kein Politiker aus der ersten Garde um die Präsidentschaftskandidatur. Bob Corker, der bis 2018 das einflussreiche Komitee für Aussenpolitik des Senats leitete und zu den wenigen republikanischen Kongressmitgliedern gehörte, die offene Kritik an Trump wagten, schloss eine Bewerbung zeitweilig nicht völlig aus. Er sah jedoch nach eigenen Angaben kaum Chancen, gegen Trump anzukommen. Ebenso entschied sich der ehemalige Senator Jeff Flake, der eine innerparteiliche Revolte gegen Trump begrüssen würde, gegen eine Kandidatur. Flake bezeichnet sich selbstironisch als Vertreter einer selten gewordenen Spezies namens «AmericanusNever-Trumpus, Unterart: Rino» (Abkürzung für «Republikaner nur dem Namen nach»).

Die schärfste innerparteiliche Kritik an Trump vonseiten eines führenden Politikers der Partei kam von Mitt Romney, dem gescheiterten Präsidentschaftskandidaten von 2012, der nun Senator ist und als einziger Republikaner für eine Amtsenthebung Trumps votiert hat. Eine neuerliche Bewerbung Romneys galt aber stets als unwahrscheinlich.

Unabhängige und Drittparteien

Die beiden Grossparteien der USA, die Demokraten und die Republikaner, dominieren seit mehr als 150 Jahren die Wahlkämpfe um die Präsidentschaft. Nicht alle Amerikaner jedoch fühlen sich von ihnen vertreten. Der Traum von einer realistischen Drittkandidatur taucht regelmässig auf, scheitert aber stets am Wahlsystem, das die beiden grossen Blöcke bevorzugt. Kandidaten von Drittparteien oder Parteilose laufen damit Gefahr, höchstens die Rolle des Spielverderbers zu übernehmen. Das war beispielsweise im Falle von Ross Perot 1992 und dem grünen Kandidaten Ralph Nader 2000 so.

Justin Amash. (Bild: AP)

Justin Amash. (Bild: AP)

Justin Amash: Der 40-jährige Abgeordnete aus Michigan gab Ende April bekannt, dass er sich für die Präsidentschaftskandidatur der Libertären Partei interessiere. Weniger als drei Wochen später liess er die Bewerbung jedoch bereits fallen. Er begründete dies unter anderem mit der Schwierigkeit, mitten in der Corona-Krise die Hürden für die Registrierung seiner Kandidatur in allen Gliedstaaten zu überwinden. Amash sass zehn Jahre lang als Republikaner im Repräsentantenhaus, bis er im Sommer 2019 mit der Partei Donald Trumps brach. Entzweit hatte er sich mit seinen früheren Parteifreunden vor allem wegen seiner Forderung, als Konsequenz aus der Russland-Affäre den Präsidenten des Amtes zu entheben. Der Sohn palästinensischer Einwanderer tritt für eine starke Beschneidung des Staates ein und war einst auf der Welle der Tea-Party-Bewegung in den Kongress gewählt worden.

Die Libertäre Partei entschied im Mai an einem Online-Parteitag über die Nomination. Offizielle Kandidatin wurde die 63-jährige Joanne Jorgensen. 2016 hatte der Kandidat dieser Partei 3,3 Prozent der Stimmen erreicht.

Mehr als 1000 weitere Bewerber

Jeder Bürger und jede Bürgerin der USA im Alter von mindestens 35 Jahren darf für das Präsidentenamt kandidieren. Dieses Recht wird oft auch von national völlig unbekannten Personen wahrgenommen. Insgesamt haben sich bei der föderalen Wahlkommission – Stand April 2020 – nicht weniger als 1078 Amerikaner registriert, unter ihnen 313 Demokraten, 156 Republikaner und 22 Grüne.

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