Präsident Donald Trump warnt immer wieder vor islamistischem Terrorismus. Dabei gehen seit Jahren mehr Gewaltakte von Ultrarechten aus – so wie das jüngste Hassverbrechen in Charlottesville.
Um gegen die angebliche Unterdrückung von weissen Amerikanern zu demonstrieren, hatte ein Aktivist am vergangenen Wochenende rechtsextreme Gruppen nach Charlottesville eingeladen. Unter ihnen waren Anhänger der Alt-Right-Bewegung und des Ku-Klux-Klan. Am Rande der Demonstrationen raste ein 20-Jähriger in eine Gruppe von Gegendemonstranten. Eine Frau kam ums Leben, 19 weitere Personen wurden verletzt.
Dieser Vorfall hat die Debatte um rechte Hassverbrechen in den USA neu entfacht. Statistiken zeigen, dass sich in Amerika regelmässig rechtsextreme Gewaltakte mit Toten und Verletzten zutragen. Insgesamt gab es in den vergangenen 16 Jahren häufiger Vorfälle von ultrarechter Gewalt als Terrorakte mit islamistischem Hintergrund.
Mit Blick auf die Gesamtzahl der Todesopfer wird die Statistik jedoch durch einen einzelnen Vorfall stark geprägt: Bei einem Anschlag auf einen Schwulenklub, den die Ermittler als islamistisch einstufen, starben 49 Personen. Somit kam bei einem einzelnen Attentat fast die Hälfte aller Personen ums Leben, die seit 2002 durch islamistische Gewalt starben, nämlich 119. Laut einem Bericht der amerikanischen Regierung kamen bei Gewaltakten Ultrarechter vom 11. September 2001 bis zum Jahr 2016 insgesamt 106 Personen ums Leben.
Eine Übersicht über die wichtigsten Gewaltakte mit rechtsextremem und islamistischem Hintergrund der vergangenen Jahre:
In Orlando, Florida, tötete am 12. Juni 2016 ein Schütze 49 Menschen und verletzte weitere 53 schwer. Der Anschlag in einem Nachtklub forderte die meisten Toten in den USA seit den Anschlägen in New York am 11. September 2001. Laut dem FBI hat es Hinweise darauf gegeben, dass der Täter Omar Mateen mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) sympathisiert hat. Ebenfalls wurde aber ein Hassverbrechen gegen Homosexuelle für möglich gehalten. Mateen wurde von der Polizei erschossen.
14 Tote und 22 Verletzte, so lautete die traurige Bilanz des Anschlags in San Bernardino in Kalifornien Anfang Dezember 2015. Die beiden Täter, ein Mann und eine Frau, richteten in einer sozialen Einrichtung bei einer Weihnachtsfeier ein Blutbad an. Beide Täter hatten dem Islamischen Staat (IS) die Gefolgschaft geschworen. Die Attentäter wurden in einem Feuergefecht mit der Polizei getötet.
In Roseburg im Gliedstaat Oregon tötete ein 26-Jähriger neun Menschen bei einem Amoklauf. Wie sich später herausstellte, war der Amoklauf wohl religiös motiviert gewesen. Der Täter hatte offenbar gezielt nach der Religionszugehörigkeit seiner Opfer gefragt und Christen umgebracht. Die US-Regierung stufte die Tat als rechtsradikal motiviert ein.
In Charleston im Gliedstaat South Carolina ereignete sich im Juni 2015 der Gewaltakt mit den meisten Toten der vergangenen Jahre. Der damals 21-jährige Dylan Roof tötete in einer Kirche neun Schwarze während einer Bibelstunde. Roof gestand die Tat und auch seine rassistischen Motive. Er sagte, er habe die Gläubigen umgebracht, weil schwarze Männer weisse Frauen vergewaltigten und sich gegenseitig töteten.
In Wisconsin eröffnete ein Schütze das Feuer in einem Sikh-Tempel, tötete dabei sechs Personen und verletzte drei weitere schwer. Ein Polizist tötete den Angreifer in einem Schusswechsel. Wie sich später herausstellte, hatte der Täter gleich mehreren rechtsradikalen Gruppierungen angehört, unter anderem den «Hammerskins», die Musik mit rechtsradikalen Themen produzieren.