Bis zu 68 000 Grenzgänger arbeiten im Tessin. Bei einer Schliessung der Grenze zu Italien droht eine Knappheit an Krankenpflegern, doch andere Branchen wären noch stärker betroffen.
Die ersten Rufe nach einer Grenzschliessung kamen im Tessin schon, als in Italien die Coronavirus-Infektionszahlen erstmals anstiegen. Nachdem nun aber ganz Italien abgeriegelt worden ist und dort über 7000 Personen mit dem Virus infiziert worden und über 360 bereits daran gestorben sind, wird eine Grenzschliessung zu einem zunehmend denkbaren Szenario.
Der Bundesrat hat mit den italienischen Behörden aber beschlossen, die Grenze vorerst offen zu halten. So solle der «Fortbestand des Tessiner Gesundheitssystems» gesichert werden. Im letzten Jahr arbeiteten rund 2400 Grenzgänger im Tessiner Gesundheitswesen.
Doch nicht nur für das Gesundheitssystem, sondern auch für viele andere Wirtschaftszweige im Tessin sind die Arbeitskräfte aus dem Ausland wichtig. So arbeiten zahlreiche Italienerinnen und Italiener in der Elektronik-, Uhren- oder Metallbauindustrie.
Doch auch im Detailhandel oder auf der Baustelle würden viele Arbeitskräfte fehlen, wenn die Behörden die Grenze schlössen. Auch in Architektur- und Ingenieurbüros sind rund 2500 Grenzgänger beschäftigt.
Neben den absoluten Zahlen ist auch wichtig, welche Berufsgruppen anteilsmässig die meisten Grenzgänger zählen. Vergleichbare Zahlen liegen hier aus dem Jahr 2017 vor: Von den rund 17 000 Beschäftigten im Gesundheitsbereich waren damals 2200 Grenzgänger – also mehr als jeder Achte.
Damit ist die Gesundheitsbranche aber nicht so stark vom Virus betroffen wie etwa die Industrie oder das Baugewerbe. Auch in der Logistikbranche und im Gastgewerbe würden anteilsmässig mehr Arbeitskräfte fehlen als im Gesundheitsbereich.
Eher weniger zu spüren wären die Auswirkungen in der öffentlichen Verwaltung oder in der Finanz- und Versicherungsbranche. Die Grenzgängerinnen und Grenzgänger übernehmen tendenziell also eher körperlich anspruchsvolle Arbeiten.
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