General Trumps 3-Dollar-Flop

Er drängte auf die grosse Football-Bühne, erlitt aber Schiffbruch: Wie Donald Trump in den achtziger Jahren als Besitzer der New Jersey Generals eine ganze Football-Liga in den Ruin trieb.

Michele Coviello
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Donald Trump (l.) mit dem Ausnahmespieler der United States Football League, Herschel Walker. (Bild: Keystone)

Donald Trump (l.) mit dem Ausnahmespieler der United States Football League, Herschel Walker. (Bild: Keystone)

Den Amerikanern ist ihr Football heilig. Und vielleicht erinnern sie sich dieser Tage, wer einst eine attraktive Liga in den Sand setzte: Donald Trump, derzeit Präsidentschaftskandidat.

Die United States Football League (USFL) war zu Beginn der achtziger Jahre als Konkurrenzprodukt zur etablierten National Football League (NFL) ordentlich auf den Markt gekommen - dank einer banalen, aber effektiven Idee: Während die NFL von August bis zur Super Bowl im Februar spielte, warf sich die USFL in die Lücke im Kalender und bot neu auch im Frühling Football an. Mit Erfolg.

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Spektakuläre Spiele

Sie zog damit in ihrer ersten Saison von 1983 im Durchschnitt 25'000 Zuschauer an und in die 12 Franchises vielversprechende Talente aus den College-Teams, wie etwa Herschel Walker bei den New Jersey Generals. Sie zeigte sehenswerten Sport mit harten Checks und schnellen Touchdowns, sie hatte TV-Verträge mit ABC und dem aufstrebenden Sportsender ESPN. Sie hatte eine Perspektive.

Bis Donald Trump den Football enterte.

Es war das Jahr 1984, als der Immobilienunternehmer die New Jersey Generals aufkaufte. Das erschien vorerst als Segen für die kleine Liga, weil er ihr Visibilität verlieh. Trump zog die Scheinwerfer auf sich, war auf allen Kanälen und in vielen Schlagzeilen. Aber viele witterten den Eigennutz. Rückblickend kommentiert die «New York Times», der Football habe die Popularität eines Namens beschleunigt, der damals eigentlich noch kein Begriff war. Für Trump war auch der Football eine mediale Kampagne.

Grundübel oder Henker

Aber die Liga beging schwerwiegende Fehler. Es ist schwer auseinanderzuhalten, ob Trump der Ausgangspunkt ihres Untergangs war oder ob er ihr bloss den Todesstoss versetzte. Jedenfalls hatte er eine entscheidende Rolle. Das Unheil hatte bereits vor Trumps Ankunft begonnen, als man nach der ersten und erfolgreichen Saison beschloss, die Zahl der Teams von 12 auf 18 zu erhöhen. Die Klubbesitzer hatten viel ins erste Jahr investiert und wollten nun mit dem Verkauf zusätzlicher Lizenzen à vier Millionen Dollar Kasse machen. Dass sich die Liga früh vergrösserte, machte sie instabil. Klubs brachen zusammen, fusionierten, zogen in andere Städte. In den bloss drei gespielten Saisons, zwei davon mit 18 Teams, erlebte die Liga 23 verschiedene Vereinsnamen.

Mit Geld geschwemmt

Hinzu kam Trump mit zwei folgenschweren Gebaren - beide Ausdruck seiner Egozentrik. Die Owners der Klubs hatten mündlich eine Lohn-Obergrenze für die Spielersaläre beschlossen. Aber Trump kümmerte sich nicht darum. In der zweiten Saison schwemmte er die Liga mit Geld, holte mehrere NFL-Senioren und setzte damit seine Mitstreiter unter Druck.

Um ein Vielfaches problematischer war aber folgendes: Trump foutierte sich nicht nur um den Salary-Cap, sondern auch um jenen Grundsatz der USFL, der seine Berechtigungsgrundlage überhaupt darstellte: Um den Frühlings-Spielplan als Kontrast zur NFL. Schon bald nach seiner Übernahme der Generals sagte Trump mit biblischer Diktion: «Wenn Gott Football im Frühling gewollt hätte, hätte er Baseball nicht geschaffen.»

«Wenn Gott Football im Frühling gewollt hätte, hätte er
Baseball nicht geschaffen.»

Kurzum: Auch die USFL sollte nach seinem Befinden im Herbst spielen. Es ging Trump nicht nur darum, eine Konkurrenzsituation zu schaffen, sondern er rechnete auch damit, den Druck auf die NFL so zu erhöhen, dass es zu einer Fusion der Ligen kommen würde. In einem Dokumentarfilm von ESPN aus dem Jahr 2009 zum Untergang der Liga begründet Trump den Schritt zum Herbst-Kalender mit dem finanziellen Druck, der auf den Besitzern der USFL-Klubs gelastet hätte. Im Herbst-Markt oder gar in der NFL erhoffte er sich mehr Geld.

Geltungsdrang wird zum Verhängnis

Aber es ging ihm auch um mehr. Es war für Trumps Geltungsdrang wohl auch zu wenig, sich bloss in einer Liga zweiten Ranges zu bewegen. In jenem Film bezeichnete Trump die USFL als «Small Potatoes». Das Zitat gab dem Film auch den Titel. Wie immer dachte er gross. Und wie oft scheiterte er damit.

Trump forcierte das Duell mit der mächtigen NFL, brachte die anderen Besitzer dazu, den Spielplan für die vierte Saison von 1986 auf den Herbst zu verschieben. Einige Klubs zogen aus Grossstädten aus und siedelten sich dort an, wo sie keine Konkurrenten aus der NFL hatten - sie wollten sich damit bereits attraktiver für den Fall einer Fusion mit der NFL machen. Aber das verärgerte die TV-Stationen, welche in den veränderten Standorten mit kleinerem Medienmarkt einen Vertragsbruch sahen und Ausschüttungen zurückhielten. Die geplante Verschiebung auf den Herbst generierte zudem überhaupt keine TV-Verträge mehr, weil sämtliche Anbieter bereits die NFL übertrugen. Trump liess deshalb klagen, gegen die Monopolstellung der NFL.

Lächerlicher Schadenersatz

Der Ausgang dieses Gerichtsfalls war so paradox wie verständlich. Die USFL und Trump erhielten Recht, aber nicht die geforderten 1,32 Milliarden Dollar Schadenersatz. Symbolisch gab es 1 Dollar. Als die Kläger das Ausblenden der wichtigsten Beweise anfochten, antwortete das Berufungsgericht schon fast sarkastisch: «Gerichte blenden keine Beweise eines Selbsmordopfers in einer Mord-Klage aus.» Das Problem war sozusagen selbst gemacht.

Als Gewinnerin in einem Kartellgesetz-Fall erhielt die USFL die dreifache Summe des Schadenersatzes. Und dank Zinsen gab es für sie schliesslich einen stolzen Check über 3 Dollar und 76 Cent. Er wurde bis heute nicht eingelöst. Die vierte Saison fand nie statt.

Von Reue ist bei Trump nichts zu hören. «Ich habe diese Liga so weit gebracht, wie ich konnte», sagte er einst. «Ohne mich wäre sie viel früher eingegangen.» Viele bezweifeln das.