Zerreissprobe unter Anwälten

Zehn Anwälte der Kanzlei Froriep wechseln zu Baker & McKenzie. Der Grund dafür dürfte auch im Scheitern von Gesprächen über einen möglichen Zusammenschluss der Kanzleien liegen.

Zoé Baches
Drucken

Räumlich sind sie sich bereits nah: Die Büros der beiden Anwaltskanzleien Baker & McKenzie (BMK) und Froriep im Zürcher Seefeld liegen nur wenige Tramstationen auseinander. Diese Nähe reichte offenbar nicht aus. In den letzten Monaten führte eine kleine Gruppe aus beiden Häusern Gespräche auch über einen möglichen Zusammenschluss. Die Gespräche sind gescheitert. Nun wechseln zehn Wirtschaftsanwälte von Froriep, darunter fünf Partner, zu BKM Zürich. Baker & McKenzie ist die grösste Anwaltskanzlei der Welt. Froriep ist international tätig, legt aber einen klaren Fokus auf die Schweiz. Beide Kanzleien gehören zu den grössten zehn der Schweiz.

Kostendruck ist hoch

Die Initiative ging laut mit der Sache vertrauten Personen von Froriep-Partnern aus. Verschiedene Varianten vom Wechsel von einzelnen Anwälten oder Teams bis zu einem Zusammenschluss der beiden Kanzleien unter das Dach von BMK seien diskutiert worden, erklärt ein Anwalt von Froriep gegenüber der NZZ. In der Folge sei es unter den Froriep-Partnern zum Streit gekommen. Die einen wollten zu BMK wechseln, die anderen eigenständig bleiben. Motivation für diejenigen, die wechseln wollten, sei sicher das Finanzielle gewesen, sagt der Froriep-Anwalt. So bestätigen beide Seiten, dass ein Anwalt bei BMK mehr verdienen könne.

Ein weiterer Grund sei, so Involvierte, dass die Konkurrenz von Anwaltskanzleien um eine zahlungskräftige, internationale Klientel immer härter werde. Viel mehr als Froriep könne Baker & McKenzie weltweit auf das Fachwissen von internationalen Fachleuten zurückgreifen. Solche Gespräche rund um mögliche Übernahmen einzelner Teams, einzelner Büros und in Einzelfällen ganzer Anwaltskanzleien werden immer häufiger geführt, wie befragte Anwälte erklären. So sei der Druck auf Kosten und Investitionen auch wegen der neuen Technologien derart gestiegen, dass das Geschäft für kleinere Kanzleien immer schwieriger werde.

Der Anwalt von BMK zeigt sich überzeugt, primär auf die Schweiz ausgerichtete Kanzleien würden künftig vermehrt mit international tätigen Häusern sprechen. Seine Kanzlei führe sowohl hierzulande als auch weltweit immer wieder solche Gespräche mit anderen Anwaltskanzleien.

Andere Sitten der Kanzleien

Befragte verweisen zudem auf die unterschiedliche Kultur der beiden Kanzleien. Das rechtliche Dach von Baker & McKenzie ist zwar ein Verein nach schweizerischem Recht – mit jeweils angehängten Ländergesellschaften und Büros. Die Kultur der Firma, die in Chicago gegründet wurde, wird aber als amerikanisch wahrgenommen. Davon möchte sich BKM wohl etwas distanzieren, sagte ein Anwalt, Froriep werde hingegen klar als Schweizer Kanzlei wahrgenommen. BMK könnte von diesem Ruf profitieren, sagt ein Anwalt.

Für Froriep bedeute der Abgang der Anwälte eine «Zerreissprobe», meint der Froriep-Anwalt. Diese ist noch nicht zu Ende. Bereits während der Verhandlungen wandten sich Froriep-Partner an einzelne Anwälte der Kanzlei mit der Frage, ob sie an einem Wechsel zu BMK interessiert wären. Weiteren Anwälten und einigen Partnern liege derzeit ein Angebot von BKM selber vor, so der Froriep-Anwalt. Neue Abgänge könnten also folgen. Weder Froriep noch Baker & McKenzie wollten Stellung zu den Vorgängen nehmen.