Katzen binden sich auf ähnliche Weise an ihre menschlichen Bezugspersonen wie kleine Kinder an ihre Eltern. (Bild: Robert Ghement / EPA)

Katzen binden sich auf ähnliche Weise an ihre menschlichen Bezugspersonen wie kleine Kinder an ihre Eltern. (Bild: Robert Ghement / EPA)

Katzen zeigen ihren Bezugspersonen gegenüber die gleichen Bindungsstile wie Kinder

Es gibt sicher und unsicher gebundene Kinder, das zeigt sich in einem Test für Kleinkinder. Von Hunden wusste man bereits, dass sie ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen, und nun weiss man: Das gilt auch für die freiheitsliebenden Katzen.

Stephanie Kusma
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Katzen sind als selbständige, unabhängige Wesen bekannt. Trotzdem zeigen sie gegenüber ihren Bezugspersonen offenbar die gleichen Bindungstypen wie Kinder und Hunde. Sie können demnach sicher oder unsicher an sie gebunden sein. Das beschreiben Forscherinnen nun in der Fachzeitschrift «Current Biology».

Für ihre Untersuchung baten Kristyn Vitale von der Oregon State University und ihre Kolleginnen Katzenbesitzer mit ihren 3 bis 8 Monate alten Tieren jeweils einzeln in einen Raum, in dem Katze und Bezugsperson zwei Minuten gemeinsam verbrachten. Dann verliess der Mensch für zwei Minuten den Raum, worauf eine zweiminütige Wiedervereinigung folgte.

Die «verlassenen» Katzen reagierten verunsichert, ängstlich und gestresst und riefen beispielsweise oft. Tiere, die sicher gebunden waren, beruhigten sich nach der Rückkehr ihres Menschen allerdings wieder und zeigten eine Mischung aus Verhaltensweisen der Kontaktsuche und solchen der Erkundung des Raums. Von den untersuchten Tieren reagierten knapp 65 Prozent auf diese Weise. Der Rest war unsicher gebunden: Diese Tiere blieben trotz der Rückkehr ihrer Bezugsperson weiterhin gestresst, suchten entweder extrem stark deren Nähe oder vermieden sie auffällig. Ein kleiner Teil schwankte zwischen beiden Verhaltensweisen.

In einer Nachuntersuchung blieben die Bindungsstile der Katzen in 80 Prozent der Fälle gleich. Eine sechswöchige Intervention, die darauf ausgerichtet war, eine sichere Bindung zu erreichen, führte nicht zu einem höheren Anteil sicher gebundener Tiere. Auch in einem weiteren Versuch mit erwachsenen Katzen waren die Ergebnisse ähnlich. Der Bindungsstil scheint also stabil zu bleiben.

Der Test, mit dem die Forscherinnen die Katzen untersuchten, leitet sich vom sogenannten «Fremde Situation»-Test ab, mit dem Psychologen das Bindungsverhalten von Kindern untersuchen. Er wird laut den Wissenschafterinnen in der auf Tiere zugeschnittenen Form auch bei Hunden und Affen angewandt – bei denen er ähnliche Ergebnisse zeige.

Tatsächlich vermutet Vitale, dass das Verhältnis von Katze zu Mensch potenziell das gleiche sein könnte wie jenes von Hund zu Mensch und Unterschiede eher von der unterschiedlichen Einstellung diesen Tieren gegenüber und Unterschieden in Training und Umgang mit ihnen herrührten.

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