Der Einfluss des Klimawandels auf die Waldbrände in Australien ist unverkennbar

Den Buschbränden in Australien ging eine jahrelange Dürre voraus. Aber erst die Kombination mit den erhöhten Temperaturen machte das Feuerwetter so extrem.

Sven Titz
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Verbrannte Wälder auf der australischen Insel Kangaroo Island. Die obere Aufnahme entstand am 8. Januar. Gut einen Monat später trieben einige Bäume bereits wieder aus.

Verbrannte Wälder auf der australischen Insel Kangaroo Island. Die obere Aufnahme entstand am 8. Januar. Gut einen Monat später trieben einige Bäume bereits wieder aus.

Lisa Maree Williams / Getty

Am 2. März wurden in New South Wales erstmals seit Juli keine Vegetationsbrände mehr beobachtet. Damit gingen für den Gliedstaat im australischen Südosten die schlimmsten Buschfeuer seit Beginn der Aufzeichnungen zu Ende. Nun haben Forscher den Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf das Desaster untersucht. Sie befassten sich mit der Region, die es am ärgsten erwischt hat. Dazu zählt neben New South Wales auch das benachbarte Victoria.

Anhaltender Regenmangel, starke Winde, Hitzewellen und geringe Luftfeuchtigkeit schufen im Laufe des vergangenen Jahres ideale Bedingungen für Buschbrände. Fachleute sprechen von «Feuerwetter» – die notwendige Voraussetzung dafür, dass die Vegetation überhaupt entzündet werden kann; in Australien zum Beispiel durch Defekte an Stromleitungen.

Extremere Hitzewellen

Das World-Weather-Attribution-Team1 um Geert Jan van Oldenborgh vom Königlichen Niederländischen Meteorologischen Institut in De Bilt und Friederike Otto von der University of Oxford untersuchte zunächst zwei wichtige Parameter des Feuerwetters im Detail: Trockenheit und Hitze. Was «meteorologische Dürren» angeht – Perioden mit Niederschlagsmangel –, fanden die Forscher keine statistisch signifikanten Trends, weder in Beobachtungen noch in Klimasimulationen; bei der Temperatur sah das aber völlig anders aus.

Extreme Hitzewellen wie in der Saison 2019/20 seien zu Beginn des 20. Jahrhunderts um ein bis zwei Grad Celsius kühler gewesen, heisst es in der Studie. Dieser Trend zu stärkeren Hitzewellen ist der Hauptgrund dafür, dass die Forscher einen Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf das Feuerwetter nachweisen konnten: Je höher die Temperatur, desto schneller können Böden und Pflanzen nämlich austrocknen.

Für ihren Nachweis nutzten die Forscher eine spezielle Kennzahl, den sogenannten Feuerwetter-Index («Fire Weather Index», kurz: FWI). Die für die Waldbrandgefahr bestimmenden Variablen – Temperatur, Wind, Niederschlag und Feuchtigkeit – werden dabei in einer einzelnen Ziffer zusammengefasst. Der FWI dient dazu, die Brandgefahr öffentlich bekanntgeben zu können.

Der Einfluss des Klimawandels

Das Team um van Oldenborgh und Otto untersuchte zunächst, welche Maximalwerte der Index in jeder einzelnen Woche der Brandsaison und an unterschiedlichen Stellen des Untersuchungsgebiets erreichte. Laut dieser Auswertung ist die Wahrscheinlichkeit so hoher FWI-Spitzen wie in der Brandperiode 2019/20 seit dem Jahr 1900 auf das Vierfache gestiegen.

Anschliessend prüften die Forscher mithilfe von vier Rechenmodellen, wie die globale Erwärmung das Feuerwetter beeinflusst hat. An dieser Modellanalyse wirkte auch Flavio Lehner von der ETH Zürich mit. Das Ergebnis der Analyse: Der menschengemachte Klimawandel hat das Risiko, dass so hohe FWI-Maxima wie 2019/20 auftreten, seit dem Jahr 1900 um mindestens 30 Prozent erhöht. Dies geschah vor allem durch die Erwärmung. Da die Modelle Hitzewellen noch nicht realistisch wiedergäben, sei der tatsächliche Einfluss wahrscheinlich sogar noch deutlich grösser, sagen die Autoren.

Selbst wenn die Arbeit erst noch fachlich begutachtet werden muss: Ein Beitrag des Klimawandels zur Brandgefahr kann nun als erwiesen gelten, schliesslich ist die Methodik schon mehrfach erprobt worden. Das Resultat bedeutet aber nicht, dass der menschengemachte Klimawandel der Hauptgrund für die Brände wäre. Er hat die Gefahr verstärkt; zum konkreten Anteil an der Intensität der Brände möchten sich die Autoren nicht äussern.

Jahrelange Dürre

Ohne die extreme Dürre, das ist der Studie ebenfalls zu entnehmen, wäre es nicht zu der Katastrophe gekommen. Natürliche Klimaschwankungen wie der Indischer-Ozean-Dipol, eine markante Oszillation von Wassertemperaturen, hätten mehr als 50 Prozent zur Intensität der Dürre beigetragen, schreiben die Autoren.

Schon in der letzten Woche erörterten Forscher im Magazin «Nature Climate Change» die meteorologischen Umstände der Dürre. Der Winter im Jahr 2016 sei im Südosten Australiens noch ausserordentlich nass gewesen, so ein Team um Andrew King von der University of Melbourne. Es folgte die längste Periode mit unterdurchschnittlichem Niederschlag seit dem Jahr 1900. Ein Witterungswechsel, der Regen hätte bringen können, wollte sich einfach nicht einstellen. Wie sich die Niederschläge im Zuge des Klimawandels verändern werden, ist derzeit noch ungewiss – eine grosse Unbekannte für Australiens Feuerwetter.

1 Die World Weather Attribution ist eine internationale Assoziation von Forschern, die sich zum Ziel gesetzt hat, den möglichen Einfluss des Klimawandels auf extreme Wetterereignisse zu analysieren und zu kommunizieren.