Wer nimmt an der 1.-Mai-Kundgebung in Zürich teil? Und welche Bedeutung hat der Tag für Zürich? Und was ist mit den Nachdemonstrationen? Fünf Antworten zum Tag der Arbeit.
Der Tag der Arbeit ist in Zürich, anders als in vielen anderen Kantonen der Schweiz, ein gesetzlicher Feiertag. Begangen wird er seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von der Arbeiterbewegung und linken Parteien. In Zürich wird er vom Gewerkschaftsbund und vom 1.-Mai-Komitee, das sich aus einer Vielzahl linker Parteien, NGOs und weiterer Gruppierungen zusammensetzt, gemeinsam organisiert. Sie haben sich in diesem Jahr auf das Motto «Was tun! Nie wieder Faschismus!» für das ganze Maifest geeinigt; die Kundgebung selbst steht unter dem Slogan «Gesundheit vor Profit» und ist dem kommenden Referendum über die Umwandlung des Kantonsspitals Winterthur (KSW) in eine AG gewidmet, die von der Linken heftig kritisiert wird.
Die offizielle Kundgebung startet um 10 Uhr am Helvetiaplatz, die Teilnehmer ziehen dann via Gessnerbrücke, Löwenstrasse und Limmatquai in Richtung Bellevue. Wie immer seit Eröffnung des Sechseläutenplatzes endet der Marsch jeweils dort mit dem stationären Teil der Kundgebung. Hauptredner in diesem Jahr werden der Waadtländer Gesundheitsdirektor und Genosse Pierre-Yves Maillard und der türkische Verfassungsrechtler und Professor Mithat Sancar sein. Sancar ist Parlamentarier der pro-kurdischen Partei HDP, die zuletzt wieder verstärkt Ziel der Repressionen des türkischen Staats unter Recep Tayyip Erdogan geworden ist.
Wie immer starten die Veranstaltungen zum 1. Mai aber bereits einige Tage zuvor auf der Kasernenwiese mit Referaten, Konzerten und Podiumsdiskussionen.
Über 50 Gruppierungen beteiligen sich am diesjährigen 1. Mai-Umzug. Darunter befinden sich neben linken Parteien und Gewerkschaften auch Organisationen wie Public Eye oder die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee. Und einige Exoten. Mit von der Partie ist etwa auch die Marxistisch-Leninistische Gruppe Schweiz. Sie darf an einer Veranstaltung dem «erfolgreichen» Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion gedenken. Oder die roten Falken. Sie sind eine Art sozialistische Pfadfinder, die in Uniformen durch die Wälder ziehen und abends schöne Lieder singen.
Linksextreme Gruppierungen haben den 1. Mai traditionell für Nachdemos und eine Kraftprobe mit der Polizei genutzt – was immer wieder zu Vandalenakten und Schäden geführt hat. Letztmals kam es indes im Jahr 2011 zu grösseren Ausschreitungen, als die Polizei nicht weniger als 550 Personen festnahm. Seither beschränkte sich der Konflikt auf kleinere Scharmützel; nicht zuletzt, weil die Polizei die Veranstaltung mit grossem Aufgebot begleitet und Nachdemos so bereits im Keim erstickt hat. Zerstörungswellen gab es daher zuletzt eher im Vorfeld des Feiertags – oder zu ganz anderen Gelegenheiten, wie im Dezember 2014 während der «Reclaim the Streets»-Demonstration nahe der Europaallee.
In der Stadt Zürich findet jeweils die grösste Feier statt, doch selbstverständlich werden auch in anderen Gemeinden und Städten eigene Feierlichkeiten organisiert. Etwa in Winterthur. Dort steht die kommende Abstimmung über den Status des KSW im Fokus. «Gesundheit vor Profit» lautet auch hier der Schlachtruf. Unter anderem treten Regula Rytz, Präsidentin der Grünen Schweiz, sowie SP-Nationalrätin Barbara Gysi auf. In Uster wiederum wird SP-Regierungsrat Mario Fehr eine Rede halten, während in Bülach Juso-Präsidentin Tamara Funiciello und VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz vors Publikum treten.