St.Galler Stadion-Lichtkunst abgeblasen: Der Kybunpark bleibt dunkel

Die Stadion St.Gallen AG gibt ihr Projekt für die Illumination der Fussballarena in Winkeln auf. Die Stadionbesitzer hatten zwar gut eine halbe Million Franken Privatspenden aufgetrieben, aber es fehlten 150'000 Franken.

Marcel Elsener
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Lichtinszenierung im Grün des FC St.Gallen: Visualisierung der bescheideneren Variante für Lichtkunst am Stadion, gemäss Konzept von Habegger. (Visualisierung: PD)

Lichtinszenierung im Grün des FC St.Gallen: Visualisierung der bescheideneren Variante für Lichtkunst am Stadion, gemäss Konzept von Habegger. (Visualisierung: PD)

Der FC St.Gallen mag seit jüngstem spielerisch wieder Glanzlichter setzen, doch seinem Stadion bleibt eine künstlerische Beleuchtung verwehrt. Der Verwaltungsrat der Stadion AG hat vor Wochenfrist beschlossen, das vor zehn Jahren vertagte und 2017 noch einmal aufgegriffene Projekt für eine Lichtinstallation aufzugeben. Im zweiten Anlauf hatte er eine Beleuchtung der Konstruktionsträger mit weissen Leuchtstreifen und farbigen Zwischenräumen geplant: Vor Heimspielen hätte das Stadion im FCSG-Grün leuchten sollen, rund um Nationalmannschaftsspiele wären Rot und bei Matches von Drittvereinen Blau zum Zug gekommen.

«Wir müssen uns eingestehen, dass es einfach nicht sein sollte», sagt Max R. Hungerbühler, Präsident der Stadion AG. «Wir wollten wohl zu viel.» Der Verwaltungsrat habe drei Jahre lang versucht, die benötigten Mittel von 650'000 Franken aufzutreiben. Zwar seien eine halbe Million Franken zugesichert worden, doch könnten die teils wackligen und zeitlich bis Frühling 2020 begrenzten Zusagen nicht länger aufrecht erhalten werden.

Glanzvoll leuchten wie die Münchner Allianz-Arena

«Indem wir das Projekt abblasen, können wir auch verhindern, dass das Gremium zum Gespött gemacht wird», meint Hungerbühler. Die Verschönerung des Stadions mit Lichtkunst hatten die Verantwortlichen schon vor der Eröffnung 2008 projektiert. Das damals von einer Jury unter Leitung von Kunstmuseumsdirektor Roland Wäspi gewählte Projekt des New Yorker Künstlers Keith Sonnier erwies sich mit Kosten von zwei Millionen Franken aber als zu teuer. Nachdem der Kantonsrat 2008 einen von der Regierung eingesetzten Lotteriefonds-Beitrag von 650'000 Franken mit deutlicher Mehrheit abgelehnt hatte, war das ambitionierte Vorhaben mit weit ausstrahlender Weltkunst bald einmal zum Scheitern verurteilt. Erschwerend kam die «Betteltour» des verschuldeten Fussballvereins hinzu, dem 2010 der Konkurs drohte und der in der Not die öffentliche Hand bemühte.

Den zweiten Versuch startete die Stadioneigentümerin mit Blick auf das zehnjährige Bestehen der Arena (2018) und das 140-Jahr-Jubiläum des Clubs (2019): Die von der Zürcher Firma Habegger konzipierte Lichtinszenierung hätte den Gebäudekomplex in Winkeln nachts glanzvoll leuchten lassen – quasi ein Bauwerk mit Strahlkraft ähnlich der Allianz-Arena in München oder dem Paul-Klee-Museum in Bern.

25mal 25'000 Franken, so stellte sich der Vorstand die Finanzierung vor. Hungerbühler bedauert:

«Anfänglich waren wir guten Mutes, doch dann wurde es immer schwieriger.»

Je länger die Bemühungen, desto grösser die Ungewissheit, ob frühere Zusagen noch gelten würden. Zum Entscheid, das Projekt aufzugeben, führten indes noch eine Reihe anderer Gründe, wie Hungerbühler aufzählt: die ungenügende Unterstützung durch die FC St.Gallen Event AG und die FC St.Gallen AG, die ungelöste Frage der Betriebs- und Unterhaltskosten, die derzeitige Energiespardiskussion und das unsichere Bewilligungsverfahren (Einsprachen etwa wegen Lichtverschmutzung).

Kein Support von Stadt und Nachbargemeinden

Entscheidender waren die Absagen der Mietervereinigung des Annexbaus (Shopping Arena) und der öffentlichen Hand. Zwar hatte man zwei Stiftungen im Boot, doch die Stadt St.Gallen winkte ab. Der Stadtrat müsse auf eine Unterstützung verzichten, teilte Stadtpräsident Thomas Scheitlin mit, weil er aufgrund des grossen Investitionsvolumens Prioritäten setzen müsse.

«Die Stadt verfügt weder in der laufenden Rechnung noch in der Investitionsrechnung über einen finanziellen Spielraum, der uns einen Beitrag ermöglichen würde.»

Gossau und Herisau äusserten sich ebenfalls skeptisch bis ablehnend, Gaiserwald wartete mit dem Entscheid stillschweigend zu. Wenn die Nachbargemeinden das Projekt unterstützt hätten, wäre Gaiserwald wohl mitgezogen, meint Gemeindepräsident Boris Tschirky, der als früherer Tourismuschef die Idee eines speziell beleuchteten Wahrzeichens an der viel befahrenen Autobahn begrüsst. Das gilt auch für Marc Schaefer, CEO der Shopping Arena, der seitens der Eigentümerin Swiss Prime Site einen Beitrag zusicherte. Die Mietervereinigung wolle aber – «der Detailhandel ist bekanntlich nicht auf Rosen gebettet» – statt in «schönes Leuchten» lieber in spürbar frequenzsteigernde Massnahmen investieren.

«Hätten Gemeinden und Mieter mitgemacht, wäre die Suche nach weiteren Donatoren einfacher gewesen», bedauert Hungerbühler. Er will das Türchen für Lichtkunst am Stadion noch nicht ganz zuschlagen:

«Vielleicht kommt das Thema ja wieder einmal auf den Tisch. Es wäre sicher eine Bereicherung für den FC St.Gallen und die ganze Region.»

Bis auf weiteres leuchten am Stadion abends lediglich die Logos der Firmen – sowie seit dieser Woche die Lichterketten der Weihnachtsbeleuchtung.

Winkeln musste schon den Traum vom Expo-Zentrumsort begraben

Temporäre Farbtupfer im Westend der Stadt, das als Quartier weiterhin um seine Identität ringt: Die angedachte Expo 2027 in der Ostschweiz mit Winkeln als zentralem Schauplatz hätte da einen Schub versprochen – und wohl auch der Stadion-Illumination durch einen renommierten Künstler wie Sonnier zur Realisierung verholfen.

Die St.Galler Regierung hatte ihren Beitrag in der Kantonsratsdebatte 2008 in der Überzeugung verteidigt, das Projekt sei «von hoher Relevanz für den Standort Kanton St.Gallen und seine nationale und internationale Ausstrahlung».