Schriftzug "Endurance" am Schiffswrack unter Wasser

Wrack vor Antarktisküste Shackletons "Endurance" entdeckt

Stand: 09.03.2022 12:01 Uhr

Vor mehr als 100 Jahren wurde die "Endurance" vom Packeis zerquetscht und versank. Nun wurde das Schiff des Polarforschers Shackleton vor der Antarktisküste gefunden. Seine Expedition ist legendär, denn die Schiffscrew überlebte.

Mehr als ein Jahrhundert nach seinem Untergang ist das Schiff des britischen Polarforschers Ernest Shackleton vor der Küste der Antarktis entdeckt worden. Die "Endurance" (deutsch: "Ausdauer") sei im Weddellmeer in einer Tiefe von 3008 Metern gefunden worden, teilte ein Expeditionsteam unter der Leitung des britischen Meeresarchäologen Mensun Bound mit. Bound und seine Kollegen hatten das Gebiet zuvor eingegrenzt und Unterwasser-Drohnen eingesetzt, um das "Endurance"-Wrack zu orten und zu fotografieren.

"Wir sind überwältigt von unserem Glück, die 'Endurance' geortet und Bilder von ihr gemacht zu haben", erklärte Bound. "Das ist bei weitem das beste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe." Die "Endurance" liege aufrecht im Wasser und sei "in einem brillanten Erhaltungszustand", sagte Bound weiter. Der Fundort liegt demnach rund sechseinhalb Kilometer von der Stelle entfernt, an der das Schiff 1915 langsam vom Packeis zerquetscht worden war und die der Kapitän der "Endurance", Frank Worsley, zuletzt angegeben hatte.

Eine hehres Ziel

Das Forschungsteam auf der Suche nach dem Wrack war am 5. Februar von Kapstadt aus mit dem südafrikanischen Eisbrecher "Agulhas II" in See gestochen - mit dem Ziel, die "Endurance" vor dem Ende des Sommers auf der Südhalbkugel zu finden.

Südafrikanisches Polarforschungs- und Logistikschiffs S.A. Agulhas II

Ziel erreicht: Das Forschungsteam um Meeresarchäologe Bound, unterwegs mit der "Agulhas II", hat die "Endurance" gefunden und bereits Kurs zurück nach Kapstadt genommen.

Eine legendäre Expedition

Die etwa 44 Meter lange "Endurance" war an Shackletons Antarktis-Expedition in den Jahren 1914 bis 1917 beteiligt. Im unruhigen Weddellmeer fror sie östlich des Larsen-Schelfeises ein und war zehn Monate lang bewegungsunfähig, bevor sie 1915 schließlich zerquetscht wurde und sank.

Die Expedition wurde legendär, weil es Shackelton und seiner Mannschaft gelang, der Antarktis zu Fuß und in Booten zu entkommen. Das Team campierte erst so lange auf dem Meereseis, bis dieses brach und den Seeweg wieder freigab. Dann brach das Expeditionsteam in Rettungsbooten zur Elephant Island auf, erreichte die Insel Südgeorgien, rund 1400 Kilometer östlich der Falklandinseln.

Das Bild zeigt Reling, Steuerrad und Achterdeck des Schiffwracks "Endurance". Mehr als 100 Jahre nach dem Schiffbruch des britischen Expeditionsschiff haben Forscher im antarktischen Weddellmeer dessen hölzernes Wrack gefunden.

Das Bild zeigt Reling, Steuerrad und Achterdeck des Schiffwracks "Endurance". Mehr als 100 Jahre nach dem Schiffbruch des britischen Expeditionsschiffs haben Forscher im antarktischen Weddellmeer dessen hölzernes Wrack gefunden.

Der "schlimmste Teil des schlimmsten Meeres der Welt"

Trotz der extrem harten Bedingungen überlebte die gesamte Crew des Schiffes. Shackleton schilderte, die "Endurance" sei "im schlimmsten Teil des schlimmsten Meeres der Welt" untergegangen. Bis heute zählt der Ort zu den am schwierigsten zu befahrenden Meeresgebieten der Welt.

Der Leiter der vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Wrack-Expedition, John Shears, sagte: "Mit der Entdeckung der 'Endurance' haben wir Polargeschichte geschrieben."

Geborgen werden soll das Schiffswrack nicht, es ist im Antarktis-Vertrag als historische Stätte geschützt. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen, und heutigen und kommenden Generationen von seiner Geschichte berichten.