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Konkurrenz für Tesla Supercharger Porsche baut Schnelllade-Netz in USA auf - mit Händler-Hilfe

Von Wilfried Eckl-Dorna
Porsches Elektro-Sportwagen Taycan soll Ende 2019 in den Verkauf kommen

Porsches Elektro-Sportwagen Taycan soll Ende 2019 in den Verkauf kommen

Foto: Porsche
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Zu Ende dieses Jahres will Porsche seinen Elektro-Sportwagen Taycan ausliefern und damit Tesla Paroli bieten. Den Verkaufsstart bereitet die Sportwagenmarke in den USA, Teslas Heimatmarkt, besonders gründlich vor: Mit Hilfe der Konzernmutter Volkswagen zieht Porsche im Schnelltempo ein USA-weites Netz mit hunderten Schnellladesäulen hoch. Diese sollen zum Großteil noch vor dem Taycan-Auslieferungsstart in Betrieb gehen.

Für den Turbo-Infrastrukturaufbau spannt Porsche auch seine 191 US-Händler ein: Sie investieren 70 Millionen Dollar in Stromzapfsäulen direkt vor ihren Showrooms, wie Porsche Nordamerika ankündigte . Insgesamt will Porsche bis Ende 2019 ein USA-weites Netzwerk von 700 Schnellladern aufbieten, berichtet die Fachzeitschrift "Automotive News" .

Damit käme Porsche zum Marktstart des Taycan rechnerisch auf ähnlich viele Lade-Standorte wie Tesla. Die Kalifornier betreiben in den USA aktuell rund 600 "Supercharger", an denen sich Tesla-Fahrzeuge in relativ kurzer Zeit mit Strom betanken lassen. Mehrere Jahre lang bot Tesla Neuwagenkäufern via Supercharger Gratis-Stromfüllungen der Akkus an, dies haben die Kalifornier aber schrittweise abgeschafft.

Porsche hingegen lockt potenzielle Kunden mit einem Versprechen: Drei Jahre lang sollen Taycan-Käufer kostenlos und unlimitiert Strom zapfen können . Und zwar nicht nur bei Händlern, sondern auch an den Ladesäulen des Porsche-Kooperationspartners "Electrify America" - einem vom Volkswagen-Konzern gegründeten und finanzierten Unternehmen.

Im kommenden Jahrzehnt steckt Electrify America zwei Milliarden Dollar in den Aufbau eines Netzwerks von Stromtankstellen, die anders als bei Teslas Superchargern Elektroautos aller Marken offenstehen soll. Freiwillig macht Volkswagen das nicht: Die Investitionen sind eine Auflage der US-Umweltbehörden und Bestandteil des milliardenschweren Vergleichs, den die Wolfsburger im Zuge des Abgasskandals mit den US-Behörden schlossen.

300 superschnelle Stromzapfsäulen direkt an Highways

Schnelladestation von Electrify America

Schnelladestation von Electrify America

Foto: Electrify America

An 90 Standorten hat Electrify America seine Schnellader bereits in Betrieb genommen, bis Mitte 2019 will das Unternehmen rund 2000 Ladesäulen an 484 Standorten errichten. Die davon 300 geplanten Standorte direkt an den Highways sollen für extrem kurze Stromzapfzeiten ausgelegt sein: Sie werden Säulen mit 350 Kilowatt Ladeleistung anbieten. Das ist rund das Zweieinhalbfache eines Tesla Superchargers.

Porsches Taycan ist das erste Elektroauto, das eine solche Ladeleistung nutzen kann. Der Sportwagen kann so innerhalb von vier Minuten Strom für rund 100 Kilometer Weiterfahrt tanken, an Teslas Superchargern dauert das rund 10 Minuten.

Bei mindestens 120 amerikanischen Porsche-Händlern sollen künftig VWs Turbo-Stromzapfsäulen stehen, kündigte der Sportwagenbauer an. Porsche will Tesla also nicht nur bei Beschleunigung und Topspeed herausfordern - sondern auch mit besonders kurzen Wartezeiten beim Laden locken.

Der Taycan soll über 600 PS auf die Straße bringen, in weniger als 3,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, und mit vollem Akku 500 Kilometer weit unter Alltagsbedingungen kommen. Die Serienversion des Wagens stellt Porsche im September in Frankfurt vor. Der Einstiegspreis des Taycan soll zwischen Porsches SUV Cayenne und der Limousine Panamera liegen, also zwischen 75.000 und 90.000 Euro. Laut Medienberichten ist die Nachfrage nach dem Taycan hoch - die Zuffenhausener sollen deshalb die geplante Produktion auf 40.000 Fahrzeuge pro Jahr verdoppelt haben.

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Porsche stellt in den kommenden Jahren stark auf Elektromodelle um, wie manager magazin im September berichtete: Zwischen 2022 und 2025 sollen elektrische Versionen der Modelle Macan, Cayenne, Boxster und Panamera auf den Markt kommen. Mit dieser Elektro-Palette hätte Porsche dann für jedes geplante Tesla-Modell ein Gegenstück.

Bereits 2025 könnten laut den Plänen drei Viertel aller verkauften Porsche-Neuwagen reine Elektromodelle sein. Ab 2027 soll nur noch die Sportwagenbaureihe 911er mit Verbrennungsmotor angeboten werden.

Auch in Europa setzt Porsche auf 350-kW-Säulen: Hier soll die Firma Ionity bis 2020 insgesamt 400 Schnelladestationen aufbauen - mit dem Geld und im Auftrag des Volkswagen-Konzerns, BMW, Ford und Daimler. Rund 100 solcher 350-Kilowatt-Säulen sollen bis Ende 2020 in Deutschland stehen, aktuell sind hierzulande 15 Ionity-Schnellader in Betrieb. Bis Mitte 2019 will Ionity europaweit bereits 200 seiner Turbo-Stromtanken in Betrieb haben.