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Fund in Bolivien: Knochen, Stoffe, Schalen

Foto: REUTERS/David Mercado

Ureinwohner Boliviens Archäologen finden 500 Jahre alte Gräber in versteckter Kammer

In einer unterirdischen Kammer in Bolivien haben Forscher Gemeinschaftsgräber mit mehr als hundert Toten und zig Artefakten entdeckt. Zwei der Gräber waren bereits geplündert worden.

In Bolivien haben Archäologen vier Gemeinschaftsgräber aus dem 15. Jahrhundert entdeckt. Sie gehören zu einem indigenen Volk, das einst die Region besiedelte. Die unterirdische Grabkammer, in der die Toten gefunden wurden, befindet sich etwa 30 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt La Paz und enthält mehr als hundert Bestattete sowie zahlreiche Artefakte.

Zwei der vier Gräber fanden die Archäologen bereits geplündert vor. Zwei seien aber gut erhalten geblieben, berichtetet das Kulturministerium . In einem der Gräber hätten 108 Individuen gelegen. Die Forscher gehen davon aus, dass der Friedhof zur Pacajes-Kultur gehört.

"Wir konnten auch die Gegenstände bergen, mit denen die Individuen begraben wurden", erklärte der bolivianische Archäologe Wanderson Esquerdo. Das größte Grab enthielt auf rund zehn Quadratmetern die Überreste von ungefähr hundert Menschen, die mit Stoffen, Metallgegenständen, Schalen und Gefäßen aus Keramik und Holz versehen waren.

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Fund in Bolivien: Knochen, Stoffe, Schalen

Foto: REUTERS/David Mercado

Um zu den Gräbern zu kommen, mussten die Forscher durch einen drei Meter tiefen, runden Schornstein mit einem Durchmesser von 70 Zentimetern steigen. Einmal angekommen, war Eile geboten. Nach Öffnung der Gräber besiedelten schnell Mikroorganismen die sterblichen Überreste und Feuchtigkeit sowie hoher Salzgehalt in der Kammer beschädigten die Grabbeigaben.

Kampf der Kulturen

"Es gibt Objekte, die eindeutig zur Inka-Kultur gehören, andere passen eher zur Kultur der Aymara", sagt Esquerdo. Das Volk der Aymara beherrschte einst die Region im bolivianischen Hochland, in der auch die Siedlungen der Pacajes lagen. Mitte des 15. Jahrhunderts übernahmen die Inka die Herrschaft und drängten die Kultur der Pacajes zurück.

Einige Forscher gehen allerdings davon aus, dass die Pacajes nicht den Inka zum Opfer fielen, sondern einer Epidemie. Die aktuellen Funde sprechen für diese These.

Da unter den nun gefundenen Toten Männer, Frauen und Kinder waren, geht das bolivianische Kulturministerium davon aus, dass die Menschen eher durch eine Epidemie als durch eine kriegerische Konfrontation ums Leben kamen.

Im Video: Abenteuer in Boliviens Dschungel

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jme/Reuters