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Die USA haben die Werte für Bluthochdruck gesenkt


Risiko Hypertonie
Neue Richtwerte in den USA: Haben wir jetzt alle Bluthochdruck?

t-online, afp, Larissa Koch

Aktualisiert am 11.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Neue Richtwerte in den USA: Haben wir jetzt alle Bluthochdruck?Vergrößern des BildesEin Arzt misst den Blutdruck eines Patienten: Der Blutdruck sollte gut beobachtet werden. Denn Hochdruck kommt schleichend. (Quelle: Sasha_Suzi/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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US-Experten haben die Richtwerte für Bluthochdruck abgesenkt. Damit dürften nun Millionen Menschen Hochdruck diagnostiziert bekommen, die bislang noch im Normalbereich lagen.

In den USA ist der Richtwert für die Behandlung von Bluthochdruck herabgesetzt worden. Die American Heart Association hat folgende neue Richtlinien veröffentlicht: Künftig wird von Bluthochdruck gesprochen, wenn der obere – systolische – Wert bei 130 mm Hg oder höher liegt und der untere – diastolische – Wert bei 80 oder darüber. Bislang galt der Blutdruck bei 140 zu 90 als zu hoch.

Ärzte würden nun anerkennen, dass schon "bei diesen niedrigeren Werten" Komplikationen auftreten könnten, heißt es in den neuen Richtlinien zur Feststellung und Behandlung von Bluthochdruck. Sie wurden bei einer Konferenz der American Heart Association im kalifornischen Anaheim verkündet. Zuletzt waren die Kennzahlen 2003 aktualisiert worden.

Fast jeder zweite US-Amerikaner leidet damit unter Bluthochdruck

Nach den neuen Richtwerten leidet fast die Hälfte der US-Bevölkerung (46 Prozent) unter Bluthochdruck. Zuvor erfüllten 32 Prozent die Voraussetzungen für diese Diagnose.

Bluthochdruck ist nach Rauchen die zweithäufigste Ursache für Herzkrankheiten und Schlaganfälle. Als normal gilt international ein Blutdruck von 120 zu 80. Und was bedeutet das für Deutschland? Müssen wir nun davon ausgehen, dass auch hierzulande viel mehr Menschen Bluthochdruck haben?

Derzeit wird hoher Blutdruck laut Deutscher Hochdruckliga hierzulande wie folgt definiert: Hypertonie liegt vor, sobald ein systolischer Blutdruck von 140 mmHg oder höher und/oder ein diastolischer Blutdruckwert von 90 mmHg oder höher gemessen wird. "Nichtsdestotrotz empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga auf Grund der Studienlage die Senkung des Blutdrucks auf unter 135/85 mmHg bei kardiovaskulären (Hoch-) Risikopatienten", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga Bernhard Krämer, der auch Direktor der Medizinischen Klinik UMM Universitätsmedizin Mannheim ist, der Gesundheitsredaktion von t-online.de. Menschen, die bereits ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, sollten also ihren Blutdruck entsprechend absenken.

Auch Deutschland könnte die Blutdruckzielwerte demnächst anpassen

"Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung bereits ab Blutdruck-Werten von über 115/75 mmHg exponentiell ansteigt", ergänzt Krämer. Deshalb sei eine Festlegung von Grenzwerten immer auch etwas willkürlich. Die Deutsche Hochdruckliga und die europäischen Hochdruckfachgesellschaften werden die Vorschläge aus den USA in ihre Überlegungen zur Überarbeitung ihrer Leitlinien mit einbeziehen, erklärt der Internist. "Eine endgültige Positionierung der Deutschen Hochdruckliga zu dieser Frage wird zeitnah erfolgen", so Krämer.

Noch müssen Patienten also abwarten, bis es endgültige Richtwerte gibt, die auch hier gelten, aber im Ergebnis kann man festhalten: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einen Blutdruck von 135 zu 80 lieber nicht überschreiten.

Warum wurden die Bluthochdruckwerte in den USA nach unten korrigiert?

Ein zentraler Auslöser für die Senkung der Werte war die sogenannte SPRINT-Studie aus Großbritannien, die im Herbst 2015 veröffentlicht wurde. Die gut drei Jahre andauernde Untersuchung mit mehreren Tausend Bluthochdruckpatienten wurde abgebrochen: Die Teilnehmer, deren Blutdruck mittels Medikamenten auf 120 zu 80 gesenkt wurde, waren so eindeutig im Vorteil, dass man den anderen Patienten, deren Blutdruck nicht so stark abgesenkt wurde, die erhöhten Risiken nicht mehr zumuten wollte. Denn in der Gruppe mit dem Zielblutdruck von weniger als 120 mmHg (oberer Wert) gab es fast ein Viertel weniger Todesfälle und fast ein Drittel weniger negative Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkte, als in der Zielblutdruckgruppe weniger 140 mmHg.

Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass die Teilnehmer, die Blutdrucksenker eingenommen hatten, zwar von den geringeren Risiken profitierten, dafür jedoch teilweise unter beträchtlichen Nebenwirkungen litten. Die Rate von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen war erhöht: Dazu gehörten etwa Hypotonie, das sind Blutdruckwerte unterhalb von 100 zu 60 mmHg, Kreislaufkollapse, Störungen im Elektrolythaushalt oder akutes Nierenversagen.

Wie verbreitet ist Bluthochdruck in Deutschland?

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist hierzulande die Hauptursache für Sterblichkeit. Jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 79 Jahren leidet unter Bluthochdruck. In der Gruppe der 70 bis 79-jährigen sind es sogar Dreiviertel. Bei vielen bleibt die Hypertonie unbehandelt.

Um die Risiken für Herz und Kreislauf zu senken, sollte also der Blutdruck "eingenordet" werden. In vielen Fällen ist das ohne Medikamente, etwa durch eine Gewichtsreduktion und mehr Bewegung schon möglich. In anderen Fällen sind Blutdrucksenkende Mittel notwendig.

Auf der Internetseite der Deutschen Herzstiftung erhalten Sie umfangreiche Informationen zum Thema Bluthochdruck. Erläutert wird zum Beispiel, was man unbedingt über Nebenwirkungen von Blutdruck-Medikamenten wissen muss, wie sich die Werte mit der Ernährung senken lassen oder wie man den Blutdruck korrekt misst, um nicht fälschlicherweise zu hohe Werte zu erhalten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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