Kosmetikum mit anorganischen Füll- und Wirkstoffen
Die Erfindung betrifft kosmetische Zusammensetzungen, die bestimmte anorganische Füllstoffe enthalten und dadurch besondere Wirkungen in Bezug auf UV-Verhalten, IR-Verhalten, Farbe und kosmetisches Hautgefühl zeigen.
Zur Verbesserung des UV-Schutzes von Kosmetika werden seit längerer Zeit u.a. anorganische Oxide wie Ti02, ZnO, Si02 oder Zr02 eingesetzt. Weiterhin bekannt ist, daß sogenannte Glas- Flakes, wie Si02-Flakes oder Al2θ3-Flakes im Ursprungszustand oder vorzugsweise beschichtet mit Metallen oder farbgebenden Metalloxiden in Pigmentmischungen oder auch kosmetischen Formulierungen eingesetzt werden können (DE 198 23 866, EP 1 013 725). Derartige Flakes werden z.B. als plättchenförmige transparente Matrix auf einem Endlosband hergestellt und haben eine Dicke von 0,1-5 μm und eine Länge bzw. Breite von 1-250 μm.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, neue kosmetische Formulierungen mit besonderen Farbeigenschaften und die Lichtstrahlungsabsorption beeinflussenden Eigenschaften bei gleichzeitig verbessertem Hautgefühl zu entwickeln.
Erfindungsgemäß enthält das neue Kosmetikum mit anorganischen Füll- und Wirkstoffen gemahlene, optisch klare Glasteilchen mit einer mittleren Korngröße von 0,01 bis 100 μm in einem Anteil von 0,1 bis 55 Gew-%, wobei die Glasteilchen aus einem geschmolzenen und danach erstarrten Glas gebildet
werden und ausgewählt sind aus der Gruppe, bestehend aus Kalknatrongläser, Borosilicatgläser, Alumosilicatgläser, hochbrechende (schwere) Bleialkalisilicatgläser und Gemische davon, und es enthält weitere kosmetische Trägerstoffe, Hilfsstoffe, Wirkstoffe und Gemische davon bis 100 Gew-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Kosmetikums.
Unter "Glas" wird ein anorganisches Stoffgemisch verstanden, das aus dem geschmolzenen Zustand ohne Kristallisation abgekühlt ist und einen erstarrten Zustand angenommen hat.
Zu den im Sinne der Erfindung verwendbaren Gläsern gehören die bereits genannten Silicatgläser wie Kalknatronglas, Borosili- catglas, Alumosilicatglas, hochbrechende Bleialkalisicatgläser (Brechungsindex n= 1,5-1,65, auch als "schwere" Gläser bezeichnet), vorzugsweise Kalknatronglas. Derartige Gläser werden aus Sand, Kalk, Tonerde, Borverbindungen, Pottasche, Soda usw. erschmolzen und in einem geformten Zustand erstarren gelassen.
Unter Kalknatrongläser werden Gläser verstanden, die aus Si02 (Z.B. 71-75 %), Na20 (z.B. 12-16% ), CaO (z.B. 10-15 %) und dem Rest zu 100 % aus Schmelzhilfen und gegebenenfalls färbenden Stoffen bestehen, wobei ein Teil von Na durch K und ein Teil von Ca durch Mg ersetzt sein kann.
Unter Borosilicatgläsern werden Gläser verstanden, die aus Si02 (Z.B. 70-80 %), B203 (z.B. 7-13 %), Na20/K20 (z.B. 4-8%), A1203 (z.B. 2-7%) und dem Rest zu 100 % aus Schmelzhilfen und gegebenenfalls färbenden Stoffen bestehen.
Unter Alumosilicatgläser werden solche Gläser verstanden, bei denen durch Aluminium Si-Gitterplätze im Glasnetzwerk besetzt sind.
Hochbrechende Bleialkalisicatgläser sind Gläser, die neben Si02, Na20/K20 und CaO hohe Anteile Bleioxid enthalten, z.B. 10-40 %. Die erfindungsgemäßen Gläser enthalten kein P205.
Durch Zusatz verschiedener MetallVerbindungen können Gläser unterschiedliche Farbtöne annehmen. So führt beispielsweise Cu+ zu einem schwachen Blau, Cr3+ zu Grün, Cr6+ zu gelb, Mn3+ zu violett, Fe3+ zu gelb-braun, Fe+ zu blau-grün, Co2+ zu intensivem Blau (oder Rosa in Boratgläsern), Co3+ zu Grün, Ni2+ je nach Glasmatrix zu Braun-Gelb, Gelb, Grün, Blau bis Violett, V3+ zu Grün oder Braun usw. Man erhält dabei massegefärbte oder massegetönte Gläser. Intensive Gelb-, Orange oder Rotfärbungen erhält man durch Ausscheidung von Edelmetallkolloiden, Selen, Cadmiumsulfid und Cadmiumseienid beim Abkühlen der Schmelze oder durch nachträgliche Wärmebehandlung. Diese Gläser werden auch als "Anlaufgläser" bezeichnet, wie z.B. die bekannten Goldrubingläser mit Goldausscheidungen in der Glasmatrix. Kosmetika mit derartigen masse- oder oberflächengefärbten Gläsern stellen eine besondere Ausführungform der Erfindung dar.
Um bestimmte Isoliereigenschaften gegenüber Sonnenlicht zu erhalten, ist es bekannt, dünne Schichten von Silber, Zinn, Gold und/oder Kupfer auf die Glasoberfläche auf der Außenseite von Gläsern aufzudampfen. Außerdem ist es bekannt, z.B. Fenstergläser grau- oder bronzefarben zu tönen zwecks Helligkeitsdämpfung, oder speziell Gelb einzufärben. Man kann sie auch für UV-Strahlung und kurzwelliges Blau undurchlässig machen, ähnlich wie bei Gläsern für Sonnenbrillen, wo beide Effekte kombiniert auftreten können.
Sowohl einfache masse- oder oberflächengefärbte Gläser als auch andere mit speziellen Eigenschaften ausgestattete Gläser, wie oberflächengetönte -bzw. -bedampfte Gläser, Glaskeramiken, IR-absorbierende Gläser, UV-absorbierende Gläser, phototrophe Gläser und Gemische davon, können im Sinne der Erfindung ein-
gesetzt werden.
Die Gläser werden zuvor einem Mahlprozeß unterworfen, z.B. in Kugelmühlen oder Walzenmühlen, wodurch man Teilchengrößen des Glaspulvers von etwa 0,01-100 μm erreicht. Gegebenenfalls können die Gläser durch eine vorherige Temperaturbehandlung mit nachfolgendem Abschrecken vor dem Mahlen vorbehandelt werden, z.B. durch einen Temperaturabfall von ca. 800 "C auf 50 "c innerhalb von 2 Sekunden.
Besonders bevorzugte Teilchengrößen der Glaspulver mit den verschiedenen Eigenschaften liegen zwischen 0,1 μm und 90 μm, insbesondere zwischen 0,1 und 10 μm, speziell zwischen 0,8 und 2 μm.
Ein bevorzugter Anteil der Glasteilchen in dem erfindungsgemäßen Kosmetikum liegt im Bereich von 0,1 bis 45 Gew-%, insbesondere 1 bis 20 Gew-%, besonders bevorzugt 0,1 bis 12 Gew-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Kos etikums.
Durch den Einsatz der Glasteilchen erhält man generell neben der Einfärbung des Kosmetikums eine deutlich bessere Textur des Produktes und ein besseres Hautgefühl . Ein Kosmetikum mit Glasteilchen mit Teilchengrößen unter etwa 15 μm läßt sich besonders weich auf die Haut aufstreichen. Die zugesetzten UV- Gläser und phototropen Gläser lassen darüber hinaus eine deutliche Verringerung organischer Filter erkennen bei gleichem Lichtschutzfaktor, so daß das Risiko möglicher Hautirritationen insbesondere bei hohen Lichtschutzfaktoren durch organische Filtersubstanzen erheblich zurückgedrängt werden kann. IR-Gläser verringern den Einfluß von IR-Strahlung auf die Haut. Alle Gläser zeigen Lichtstreueffekte, die die spezielle Wirkung noch verstärken können.
Mikroskopisch haben die gemahlenen Teilchen eine unregelmäßige, polyedrische Form mit annähernd gleicher Länge, Breite und
Höhe, so daß die Glasteilchen keine Glasflakes sind und nicht schuppenförmig ausgebildet sind.
Bevorzugte optisch klare Glasteilchen sind durch Metallverbindungen in der Glasmatrix durchgehend eingefärbt.
Unter "optisch klare" Glasteilchen werden erfindungsgemäß solche verstanden, die nicht trübe sind und einfallendes Licht teilweise reflektieren, teilweise absorbieren und teilweise transmittieren .
In einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann wenigstens ein Teil der Oberfläche der Glasteilchen durch Metallverbindungen farbig getönt sein, z.B. durch eine entsprechende Nachbehandlung. Die Farbtönung kann vorteilhaft in Form von Anlauffarben durch ein Abkühl- oder Wärmebehandlungsregime während oder nach der Abkühlphase entstanden sein.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind die optisch klaren Glasteilchen gemahlene optische Gläser in Form von Krongläsern, Flintgläsern oder Gemischen davon. Optische Gläser sind qualitativ hochwertige Gläser mit hoher Schlierenfreiheit, optischer Homogenität d.h. Konstanz der Brechzahl innerhalb einer Schmelze, möglichst geringem Blasengehalt, geringer Absorption in definierten Spektralbereichen und niedriger Doppelbrechung. Basis für diese Gläser sind Natronkalk- Silicatgläser (Krongläser), Blei-Alkali-Silicatgläser (Flintgläser) sowie durch Lanthan, B203 , BaO, A1203, ZnO und Fluoride für spezielle Zwecke geschmolzene Gläser. Diese optischen Gläser können auch eingefärbt sein durch metallische Nebengruppenelemente wie Cu, Ti, V, Cr usw. Solche optischen Gläser sind z.B. das Glas D8010 oder das Glas S-8061 von SCHOTT, Deutschland.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind die optisch klaren Glasteilchen gemahlene photoptrophe oder photo-
chrome Gläser, wobei die Begriffe phototroph und photochrom synonym verwendet werden.
Bei diesen Gläsern vermindert sich bei Bestrahlung mit UV- Licht die Durchlässigkeit im sichtbaren Spektralbereich. Die Gläser werden dunkel. Nach Beendigung der Belichtung geht sie nach kurzer Zeit wieder auf ihren Ausgangswert zurück. Auf diese Weise kann die Transmission von sichtbarem Licht bis auf 20 % gesenkt werden, wobei sich die Intensität der Lichtwirkung proportional zur Stärke der Tönung verhält. Den Borosili- catgläsern werden hier Silbersalze und Metallhalogenide (Halo- gen= Cl, Br) oder Metalloxide zugegeben, und während und nach dem Schmelzprozeß erfolgt durch eine definierte Temperaturführung eine Ausscheidung von Silberhalogeniden, glasigen und/- oder kristallinen Anteilen, die die Phototropie verursachen. Chemisch liegt dieser Metallausscheidung ein Redoxprozeß zugrunde, bei dem die Silberionen zu metallischem Silber reduziert werden. Dies färbt das Glas dunkel . Da der Prozeß reversibel ist, können die Silberatome wieder je ein Elektron abgeben und sich in das transparente Silberion zurückverwandeln.
Der geschilderte Prozeß läuft auch in fein zermahlenen phototrophen Glaspulvern und innerhalb einer kosmetischen Zusammensetzung ab. Entsprechende Zusammensetzungen können sein alle kosmetischen Sonnenschutzzubereitungen für Haut und Haare sowie für die dekorative Kosmetik, wie Make-up, Grundierungen, Lippenstifte usw.
Die phototrophen Gläser können damit ebenfalls wie ein UV- Filter funktionieren, wodurch bestehende UV-Filtersysteme ergänzt oder vollständig ersetzt werden können. Die UV-Filterwirkung der phototrophen Gläser kann abhängig sein von der Intensität des einfallenden Lichtes, und würde somit den höchsten Schutz bieten, wenn die Sonne am intensivsten scheint.
Für die Erfindung einsetzbare photochrome Gläser sind zum Beispiel Photosolar® Supergrey (Code D1426), Photo-
sol®Superbraun (D6220), Photosolar®Superbrown (D6526), Photosolar®Super (D6726), Photosolar®Grau (D1125), HC Photosolar®dunkelbraun (D6625) von SCHOTT, Landshut, Deutschland oder entsprechende Gläser anderer Hersteller.
Ein weiteres bevorzugtes glasartiges Produkt sind optisch klare Glaskeramiken, die im sichtbaren Bereich transparent oder nichttransparent sein können. Bevorzugt sind transparente oder nahezu transparente Glaskeramiken. Bei Glaskeramiken wird die Abkühlung des sich im Schmelzzustand befindlichen Glases so gesteuert, daß in geeigneten Glassystemen submikroskopisch feine Kristallite gebildet werden, die als Keimbildner die Kristallisation des Glases im bestimmten Ausmaß steuern. Dabei können unterschiedliche Kristallphasen entstehen und als Endprodukt Werkstoffe mit äußerst geringer Ausdehnung über einen breiten Temperaturbereich oder solche mit glimmerähnlichen Kristallen. Derartige Glaskeramiken stehen zwischen Gläsern und Keramiken und haben durch die Kristallbildung auch in einem gemahlenen Zustand besondere Brechungseigenschaften. Besondere Farbeffekte können erzielt werden aus sogenannten polychromatischen Glaskeramiken. Hierbei wird die Kristallisation durch UV-Bestrahlung vorbereitet und durch anschließende Erwärmung in Gang gesetzt. Hierzu bedarf es der Anwesenheit einiger Prozente Alkalifluorid, Zink und Aluminiumoxid, sowie geringer Mengen von Silberverbindungen und Ceroxid in der Silicatglasmatrix. Durch die UV-Bestrahlung bilden sich Metallkolloidteilchen, die als Keime für die Entglasung wirken und das System bei weiterem Tempern in eine gelb bis braun gefärbte Glaskeramik umwandeln. Bei Anwesenheit weiterer Halogene (Brom, Chlor) können durch nochmalige UV-Bestrahlung und Erhitzung beliebige andere Farbtöne aufgrund verschiedener Kristallite erzeugt werden, die den kosmetischen Produkten besondere Lichtstreuungs- und Farbeffekte verleihen können.
In einer weiteren Ausführungsform können
- die optisch klaren ungefärbten Glasteilchen
- die optisch klaren Oberflächen- oder massegefärbten Glasteilchen
- die Glasteilchen aus optischen Gläsern
- die Teilchen aus Glaskeramiken
- die UV- und IR-Filter-Glasteilchen
- die photochro en Glasteilchen
- Spiegelglasteilchen
- Gemische davon jeweils an ihrer Oberfläche silanisiert sein, wodurch sich andere hydrophobe/hydrophile Wechselwirkungen mit der Wasserphase oder der ölphase ergeben. Beispielsweise kann durch die Silanisierung der Glasoberfläche ein verbessertes hydrophiles Verhalten der Teilchen erreicht werden, wodurch eine verbesserte Einarbeitung der Teilchen in die kosmetische Formulierung möglich ist und eine verbesserte Stabilität der Emulsion. Die Silanisierung als solche ist bekannt und kann in flüssiger oder in der Dampfphase erfolgen, z.B. durch Behandlung mit einem geeigneten Silan wie einem Tetraalkylsilan.
Mit den erfindungsgemäßen Zusätzen verschiedener gemahlener Glaspulver können UVA- und UVB-Absorption und/oder Reflexion von kosmetischen Formulierungen in Abhängigkeit von Art und Menge des Glaspulvers gezielt beeinflußt werden. Auch die IR- Absorption und -Reflexion kann im bestimmten Ausmaß beeinflußt werden. Zusätzlich können die Gläser pigmentierende Eigenschaften haben. Eine besonders bevorzugte kosmetische Zusammensetzung kann solche Glaspulver enthalten, die ihre Farbe und/oder Absorptionseigenschaften unter bestimmten Bedingungen ändern können, wie z.B. UV-Einstrahlung, oder solche Gläser, die an der Oberfläche mehrfach beschichtet sind mit Materialien mit unterschiedlichen Brechungsindizes, um dadurch Interferenzen und/oder auch Reflexion zu erreichen.
Ein besonderer Effekt kann durch eine unterschiedliche Lichtstreuung der Glasteilchen erreicht werden, insbesondere dann, wenn Gemische verschiedener Glasteilchen vorliegen.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht darin, Glasteilchen mit IR-absorbierenden Eigenschaften in einer kosmetischen Formulierung einzusetzen. Neuerdings wird die These vertreten, daß hautschädigende Wirkung nicht nur von UV- Strahlen sondern auch und vor allem von IR-Strahlung ausgeht. IR-Strahlung soll auch an der Entstehung des Hautkrebses beteiligt sein. Da die die Erdoberfläche erreichende Sonnenstrahlung etwa zu 46 % aus IR-Strahlung besteht und Sonnenschutzprodukte nicht wärmeabwehrend wirken, ist insbesondere jeder Sonnenbadende einer erhöhten Infrarotwirkung ausgesetzt. Dies wird besonders gefördert durch die Praxis, daß bei Einsatz einer Sonnencreme je nach Höhe des Lichtschutzfaktors der Aufenthalt in voll einstrahlender Sonne sehr lange verlängert werden kann.
Durch ein erfindungsgemäßes Kosmetikum, das Glasteilchen aus IR-Filtergläsern enthält, können Strahlen mit Wellenlängen > 780 nm aus dem IR-Bereich des Spektrums wirksam absorbiert werden. Dadurch wird die Hautalterung und das Hautkrebsrisiko deutlich verringert.
Bekannte optische IR-Filtergläser oder IR-absorbierende Einschmelzgläser sind z.B. die SCHOTT-Gläser Nr. 8625, 8533, 8516 und 8512 sowie entsprechende anders bezeichnete Gläser anderer Hersteller von IR-Gläsern.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht darin, Glasteilchen mit UV-absorbierenden Eigenschaften in einer kosmetischen Formulierung einzusetzen. Zu derartigen Gläsern gehören beispielsweise Blaufiltergläser und Klarfiltergläser. Ein Blaufilterglas ist z.B. ein dunkelviolett oder tief dunkelviolett oder blau eingefärbtes Silicatglas, wie M-UG 6, M- UG 6 plus, M-UG 2 oder UVISOL 95 von SCHOTT, Deutschland. Bei diesen Gläsern liegt der spektrale Transmissionsgrad in einer nahezu Gauß'sehen Verteilungskurve (Fehlerkurve) im Bereich von etwa 300 nm bis etwa 420 nm zwischen 0 und 80 %.
Ein Klarfilterglas mit definierten Kantenwellenlängen ist z . B . Sanalux, Typ 316 , Soladur, Typ 320 , Filter 322 , Filter 324 und Filter 326 (alle von SCHOTT, Deutschland) mit Transmissionsgraden für UV-B von 25 bis 2 , 5 % in der angegebenen Reihenfolge .
Selbstverständlich können auch ähnliche Gläser anderer Hersteller für die erfindungsgemäße kosmetische Zusammensetzung eingesetzt werden .
Das erfindungsgemäße Kosmetikum enthält weiterhin kosmetische Hilfs- und Trägerstoffe, wie sie üblicherweise in solchen Zubereitungen verwendet werden, z .B . Wasser, Konservierungsmittel , Vitamine, Farbstoffe, weitere Pigmente mit färbender Wirkung, Radikalfänger, Verdickungsmittel , weichmachende Substanzen, feuchthaltende Substanzen, Filmbildner, Duftstoffe, Alkohole, Polyole, Ester, Elektrolyte, Gelbildner, polare und unpolare öle, Polymere, Copolymere, Emulgatoren, Wachse, Stabilisatoren.
Als kosmetische Wirkstoffe können eingesetzt werden z . B . anorganische und organische Lichtschutzmittel , Radikal fänger, Vitamine, Enzyme, pflanzliche Wirkstoffe, Polymere , Melanin, Antioxidationsmittel , entzündungswidrige natürliche Wirkstoffe, mit Sauerstoff beladene asymmetrische lamellare Aggregate gemäß WO 94/00109 , die aus Fluorcarbonen und Phospholipiden bestehen (AOCS ) , Auf Schlußprodukte von Hefen oder pflanzlichen Stoffen, hergestellt durch ein schonendes Ultraschall-Aufschlußverfahren gemäß WO 94/13783 , Kaolin sowie mit Si02 modifiziertes Kaolin gemäß W094/17588 sowie weitere übliche Wirkstoffe .
Die Verwendung der erfindungsgemäßen kosmetischen Zusammensetzungen kann z . B . erfolgen in Form von Sonnencremes , Sonnengelen, After-sun-Produkten, Tagescremes, Nachtcremes , Masken, Körperlotionen, Reinigungsmilch, Körperpuder, Augenkosmetik,
Haarmasken, Haarspülungen, Haarshampoos, Duschgelen, Duschölen, Badeölen und in Produkten der dekorativen Kosmetik wie Deo-Stiften, Parfüm-Stiften, Lippenstiften, Gelen, Lidschatten, Kompaktprodukten wie Kompaktpuder, Rouge, Grundierung, Make-up usw. Die Herstellung derartiger Produkte erfolgt auf eine Weise, wie sie dem Fachmann auf diesem Gebiet bekannt ist.
Die für die Erfindung eingesetzten öle können übliche kosmetische öle sein, wie ein Mineralöl; hydriertes Polyisobuten; synthetisches oder aus Naturprodukten hergestelltes Squalan; kosmetische Ester oder Ether, die verzweigt oder unverzweigt, gesättigt oder ungesättigt sein können; pflanzliche öle; oder Gemische zweier oder mehrerer davon.
Besonders geeignet öle sind beispielsweise Hydrogenated Polyisobuten, Polyisopren, Squalane, Tridecyltrimellitat, Trime- thylpropan-triisostearat, Isodecylcitrat, Neopentylglycol- diheptanoat, PPG-15-stearylether sowie pflanzliche öle, wie Calendulaöl, Jojobaöl, Avocadoöl, Macadamianußöl , Rizinusöl, Weizenkeimöl , Traubenkernöl , Kukuinußöl, Distelöl, Nachtkerze- nöl, Safloröl oder ein Gemisch mehrerer davon. Je nachdem welche öle ausgewählt werden, werden die kosmetischen Eigenschaften beeinflußt.
Als Ester oder Ether sind zum Beispiel geeignet (INCI-Namen) : Dipentaerythrityl hexacaprilate/hexacaprate/tridecyl trimelli- tate/tridecyl stearate/neopentyl glycol dicaprylate dicaprate, Propylene glycol dioctanoate 5, Propylene glycol dicaprylate 2,30 dicaprate, Tridecyl stearate/neopentyl glycol dicaprylate dicaprate/tridecyl trimellitate, Neopentyl glycol dioctanoate, Isopropyle myristate, Diisopropyl dimer dilinoleate, Trime- thylpropane triisostearate, Myristyl ether, Stearyl ether, Cetearyl octanoate, Butyl ether, Dicaprylyl ether, PPG1-PEG9 Lauroyl glycol ether, PPG15 Stearyl ether, PPG14 Butyl ether, Fomblin HC25.
Zu geeigneten Gelbildnern gehören Carbomer, Xanthangum i , Carrageenan, Akaziengummi, Guargummi, Agar-Agar, Alginate und Tylosen, Carboxymethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, qua- ternisierte Cellulose, quaternisierter Guar, bestimmte Poly- acrylate, Polyvinylalkohol , Polyvinylpyrrolidon, Montmorillo- nit.
Zu Antioxidationsmitteln gehören Vitamine wie Vitamin C und Derivate davon, beispielsweise Ascorbylacetate, -phosphate und -palmitate; Vitamin A und Derivate davon; Folsäure und deren Derivate, Vitamin E und deren Derivate, wie Tocopherylacetat; Flavone oder Flavonoide; Aminosäuren, wie Histidin, Glycin, Tyrosin, Tryptophan und Derivate davon; Carotinoide und Caro- tine, wie z.B α-Carotin, ß-Carotin; Harnsäure und Derivate davon; α-Hydroxysäuren wie Citronensäure, Milchsäure, Apfelsäure; Stilbene und deren Derivate; sowie Granatapfelextrakte.
Es ist weiterhin möglich, den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen entsprechende wasser- und/oder öllösliche UVA- oder UVB-Filter oder beide zuzusetzen. Zu vorteilhaften öllöslichen UVB-Filtern gehören 4-Aminobenzoesäure-Derivate wie der 4- (Dimethylamino)-benzoesäure-(2-ethylhexyl)ester; Ester der Zimtsäure wie der 4-Methoxyzimtsäure(2-ethylhexyl)ester, Ben- zophenon-Derivate wie 2-Hydroxy-4-methoxybenzophenon; 3-Benzy- lidencampher-Derivate wie 3-Benzylidencampher.
Bevorzugte öllösliche UV-Filter sind Benzophenone-3, Butyl- Methoxybenzoylmethane, Octyl Methoxycinnamate, Octyl Salicyla- te, 4-Methylbenzylidene Camphor, Homosalate und Octyl Dimethyl PABA.
Wasserlösliche UVB-Filter sind z.B. Sulfonsäurederivate von Benzophenon oder von 3-Benzylidencampher oder Salze wie das Na- oder K-Salz der 2-Phenylbenzimidazol-5-sulfonsäure.
Zu UVA-Filtern gehören Dibenzoylmethan-Derivate wie 1-Phenyl-
4-( '-isopropylphenyl )propan-1 , 3-dion.
Durch die erfindungsgemäß eingesetzten speziellen Glaspulver mit UV absorbierender Wirkung, wie bestimmte Glaskeramiken und phototrophe Gläser, können die genannten organischen UV-Filter teilweise oder vollständig ersetzt werden.
Sonnenschutzfilter können auch anorganische Pigmente auf Basis von Metalloxiden sein, wie Tiθ2, Siθ2, ZnO, Fe203, Zr02, MnO, Al203, die auch im Gemisch eingesetzt werden können.
Besonders bevorzugt als anorganische Pigmente sind agglomerierte Substrate von Ti02 und/oder ZnO, die einen Gehalt an sphärischen und porösen Si02-Teilchen aufweisen, wobei die Si02-Teilchen eine Teilchengröße im Bereich von 0,05 μm bis 1,5 μm haben, und neben den Si02-Teilchen andere anorganische teilchenförmige Stoffe mit sphärischer Struktur vorliegen, wobei die sphärischen Si02-Teilchen mit den anderen anorganischen Stoffen definierte Agglomerate mit einer Teilchengröße im Bereich von 0,06 μm bis 5 μm bilden (gemäß WO99/06012).
Bevorzugten Konzentrationen der Glaspulver liegen auch im Bereich von 5 bis 15 Gew-%. Die Brechungszahlen der Glaspartikel liegen etwa im Bereich von 1,4 bis 1,8.
Die Erfindung soll nachstehend durch Beispiele näher erläutert werden. Alle Angaben erfolgen in Gewichtsprozent, sofern nichts anderes angegeben ist.
Beispiel 1 Gesichtsmaske
Phase A
Wasser q.s. ad 100
Carbomer 0 ,5
Glycerine 4,0
Propylenglycol 2 ,5
Kaolin gemäß Bsp. l W096/17588 2,0
Glaspulvergemisch blau (Co+-Glas) und
rot (Au-Glas), mittlere
Teilchengröße 0,5-1 μm 5,5
Phase B
Glyceryl Stearate 1,0
Stearic Acid 0,5
Jojoba Oil 1,0
Cyclomethicone 5,0
Phase C
Triethanolamin 0,5
Phase D
Anthemis Nobilis Flower Extract 2,0
Camomille 1,0
Konservierungsmittel 0,8
Parfüm 0,3
Die Herstellung erfolgt durch Zugabe von Wasser zu dem Glaspulver, wobei ca. 5 Minuten bei 10.000 U/Min homogenisiert wird. Danach erfolgt die Zugabe von Kaolin bei 2500-3000 U/min bis zum Erhalt eines homogenen Gemisches. Die Temperatur wird auf 60 °C ±5 °C erhöht und die restlichen Bestandteile der Phase A hinzugegeben. Die separat unter Rühren und Erwärmen auf 65 °C ± 5 °C hergestellte Phase B wird mit der Phase A verrührt und bei etwa 8000 U/min und wenigstens 60 °C für 15 bis 20 Minuten homogenisiert. Dann wird die Phase C unter Rühren zugegeben, auf 40 °C abgekühlt, weiter gerührt und Phase D zugegeben. Nach dem Vermischen wird 5 Minuten bei etwa 5000 U/min homogenisiert.
Man erhält eine kosmetische Formulierung als Gesichtsmaske mit einem seidigen Blauton und seidigem Hautgefühl.
Beispiel 2 Make-up Grundierung
Phase A
Wasser q.s. ad 100
Squalane 10,0
Glaspulvergemisch rubingold, mittlere Teilchengröße 5-10 μm 5,0
Glaskeramikpulver gelb mittlere Teilchengröße 5- -10 μm 5,0
Goldpigmente (MERCK) 1,5
Farbpigmente Fe203 (schwarz) 0,1
Farbpigmente Ti02 0,8
Farbpigmente Fe203 (gelb) 0,2
Phase B
Steareth-2l 2,1
Steareth-2 2,9
C12.15 Alkyl Benzoate 3,5
Stearyl Alcohol 1,5
Phase C
PEG-8 1,0
Phase D
Silicon-Cyclomethicone 5,0
Phase E
Konservierungsmittel 0,6
Parfümöl 0,4
Für die Phase A werden Wasser, Squalane und die Glaspulver miteinander vermischt und mit 8000 bis 12000 U/min höchstens 20 Min homogenisiert. Dann werden die anderen bestandteile hinzugegeben, gemischt und die Temperatur auf etwa 65 °C ±3 °C erhöht. Separat wird die Phase B hergestellt durch Mischen und Temperaturerhöhung auf etwa 65 ±5 °C. Unter Rühren werden die beiden Phasen vermischt und 15 bis 20 Min bei 10000 U/min homogenisiert. Danach wird das Gemisch auf 50 °C abgekühlt, die Phase C unter Rühren hinzugegeben und dann die Phase D. Das Gemisch wird wenigstens 10 Min bei 3000 bis 5000 U/min homogenisiert, abgekühlt auf etwa 35 °C. Danach erfolgt die Zugabe von Phase E.
Beispiel 3 I ?eeling-Gel
Wasser q.s. ad 100
Carbomer 2,0
Glycerine 10
Propylenglycol 5
Glaspulver blau-grün , massegefärbt ( Fe2+) mittlere Teilchengröße 85-100 μm 10
Phase B
Triethanolamin 2 , 0
Phase C
Silicone 2,0
Konservierungsmittel 0 ,5
Parfümöl 0 , 8
Bei Raumtemperatur wird Glycerin und Propylenglycol in das Wasser eingetragen und verrührt. Danach wird Carbomer hinzugegeben und für ca. 20 Minuten homogenisiert, und dann das Glaspulver zugesetzt und weitere 30 Minuten homogenisiert bei etwa 8000 U/min. Nach der Neutralisation mit der Phase B wird die separat hergestellte Phase C eingetragen und das Gemisch wiederum 30 min homogenisiert.
Beispiel 4 Sonnenmilchgel mit Farbänderung unter UV-Licht Phase A
Wasser q.s. ad 100 Glaspulver phototroph,
SCHOTT, Photosol®Superbraun (D6220), mittlere Teilchgröße 3-7 μm 20,0
Glycerin 5 , 0
Crosspolymer 0,3
Phase B
Octyl Salicylate 5,0
Benzophenone-3 2,5
Dimethicone 5 , 0
Jojoba Oil 3,0
Phase C
Triethanolamine 0 , 3
Phase D
Konservierungsmittel 0 , 8
Parfümöl 0,5
Für die Phase A wird das Glaspulver in Wasser und Glycerin verrührt, Crosspolymer hinzugegeben und bei etwa 16000 U/min und maximal 40 °C für 20 Min homogenisiert. Die Phase B wird separat bei 45-50 °C und homogener Vermischung hergestellt und mit Phase A vermischt. Dies erfolgt bei etwa 45 °C und nachfolgender Homogenisierung mit 8000 bis 10000 U/min für etwa 30 Min. Dann werden die Phasen C und D hinzugegeben und nochmals das Gemisch homogenisiert.
Man erhält ein Sonnenmilchgel mit einem Sonnenschutzfaktor (SPF) von etwa 30. Beispiel 4a
Die gleiche Zusammensetzung wie in Beispiel 4 ohne das Glaspulver führt zu einem Sonnenmilchgel mit einem SPF von etwa 15.
Beispiel 5 Make-up Grundierung II Phase A
Wasser q.s. ad 100
Glaspulver UV-Glas, SCHOTT-Glas Filter 322, mittlere Teilchengröße 0,8-1,8 μm 4,5 Pulver Glaskeramik, mittlere Teilchengröße 1-1,5 μm 5,5 Farbe weiß (Ti02) 0,1 Farbe braun (Fe203) 0,5 Farbe gelb 0,2 Phase B
Steareth-21 2,1
Steareth-2 2,9
C12.15 Alkyl Benzoate 3,5
Stearyl Alcohol 1,5
Phase C PEG 8 1,0
Phase D
Cyclomethicone 6 , 0
Honey Extract 0,5
Die Arbeitsweise entspricht der von Beispiel 2.
Man erhält ein besonderes Make-up, das sehr weich und elegant auf der Haut liegt und eine Schutzwirkung gegen UV-Strahlung hat (SPF 8)
Beispiel 6 Hautgel mit UV-Schutz
Wasser q.s. ad 100
Glaspulver phototroph, mittlere Teilchengröße 0,4-1,6 μm 20,0
Carbomer 0 , 9
Glycerin 10,0
Triethanolamin 0 , 9
Konservierungsmittel 0 , 3
Parfümöl 0 ,5
Die einzelnen Bestandteile werden in der angegebenen Reihenfolge bei 20-25 °C in das Wasser unter Rühren eingebracht, vermischt und homogenisiert. Man erhält ein Gel mit einem Lichtschutzfaktor SPF 8.
Beispiel 7 Hautemulsion mit IR-Schutz Phase A
Wasser q.s. ad 100
Glaspulver IR-Filterglas,
Schott-Glas Nr. 8533 mittlere Teilchengröße 1-3 μm 9,8
Phase B
Cetearyl Alcohol 2,8
Isopropyl Myristate 3,0
Dimethicone 0 , 9
PEG 40 Castor Oil 1,0
Phase C
Konservierungsmittel 0 , 3
Parfümöl 0 ,5
Die separat hergestellte Phase A, die bei 7000 U/min homogenisiert wurde, und die Phase B, die bei 500 U/min gerührt wurde, werden auf etwa 70 "C erwärmt und zusammengegeben. Nach einer Homogenisierungszeit von wenigstens 10 Min bei etwa 10.000 U/min wird auf 40 °C abgekühlt. Danach wird die Phase C unter Rühren hinzugegeben und nochmals für 10 Min bei etwa 3000 U/min homogenisiert.