20. September 2022
An diesem strahlend hellen Septembertag versammelten sich ca. 16 Personen unter der ausladenden Eiche vor dem Zentrum. Nach einer Vorstellungsrunde verbanden wir uns durch gemeinsames Tönen und Singen. Anschliessend liessen wir uns auf eine meditative Stille ein. Die Worte aus dem vorgelesenen Text von Rilke hallten noch nach. Wir sollten geduldig mit uns sein, das Nichtwissen aushalten, die wichtigen Fragen stellen, um irgendwann in die Antwort hinein zu wachsen, das war die Botschaft.
Am Tag der Tag-und Nachtgleiche, der Balance zwischen Dunkel und Licht, betraten wir dann die Grotte, einen ehemaligen Römersteinbruch. Hier hatte Emma Kunz (1892 -1963) mittels Pendeln ein Heilgestein entdeckt. Sie heilte, auf ihre Intuition und Hellsichtigkeit vertrauend, damit einen Knaben von Kinderlähmung und wurde dadurch als Heilerin bekannt. Zusammen mit ihren faszinierenden Zeichnungen bekam der Ort ihres Wirkens eine grosse Bedeutung und zieht seitdem viele Menschen an.
So auch unsere Gruppe. Wir gingen achtsam und in respektvoller Stille den Felswänden entlang. Wir erspürten die besondere Energie an diesem Ort, berührten den hellen Sand und öffneten uns dem Licht, das durch hellgrünes Laub eindrang und um diese Mittagszeit die Höhle durch eine seitliche Öffnung sanft erhellte. Jede Person hatte eigene wohltuende Empfindungen. Wir Menschen erfuhren ein zeitloses Sein. Wir liessen uns auch durch die Bilder berühren. Sie üben mit ihrer energetisierenden Wirkung einen seltsamen Sog auf den Betrachter aus.
Später, nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald, konnten wir in einer Runde unter hohen Baumkronen das Erlebte teilen. Zurück am Bahnhof bei Getränken an einem sonnigen Tisch kamen wir ins Gespräch, genährt und angeregt, wie wir waren. Wir fühlten uns bestärkt, durch die erfahrene Energie des Ortes und der Gruppe, weiter für die IP einzustehen.
Bericht: Ruth Bänziger (Gruppe Veilleuse)
Über die Geduld Man muss den Dingen die eigene, stille Ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann, alles ist ausgetragen – und dann gebären … Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch! Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos, still und weit … Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.
Rainer Maria Rilke