Würenlos
«Spiritualität ist im Moment sehr gefragt»

Die neu gegründete Anton-C.-Meier-Stiftung soll das Erbe von Emma Kunz weitertragen. Ihre Bilder sind derzeit in einem der angesehensten Kunstmuseen Europas ausgestellt.

Sarah Kunz
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Stiftungsratspräsidentin Karin Kägi mit Zeichnungen der Heilerin im Emma-Kunz-Zentrum in Würenlos.

Stiftungsratspräsidentin Karin Kägi mit Zeichnungen der Heilerin im Emma-Kunz-Zentrum in Würenlos.

Alex Spichale

Geometrische Muster in Rot, Gelb, Grün und Spiralen, die sich ins Endlose zu ziehen scheinen. So sehen die Bilder von Emma Kunz (1892–1963) aus. Nach ihrem Willen durften die Werke erst nach ihrem Tod der Öffentlichkeit gezeigt werden, 1973 wurden sie erstmals ausgestellt. Denn sie war überzeugt, dass man ihre Bilder erst im 21. Jahrhundert verstehen könne. Jetzt gehen die Bilder um die Welt und sind momentan in der Serpentine Gallery in London zu sehen, einem der renommiertesten Kunstmuseen Europas.

Nur, dass Kunz gar keine eigentliche Künstlerin war. Zeit ihres Lebens bezeichnete sie sich stets als Forscherin und war landesweit für ihre Heilkünste bekannt. In den Römersteinbrüchen von Würenlos entdeckte sie schliesslich ein Heilgestein, dem sie den Namen «Aion A» gab, was auf Griechisch «Ewigkeit» bedeutet. Dessen angeblich starke Heilwirkung bewies sie an Anton C. Meier, der an einer schweren Kinderlähmung erkrankte und den Kunz praktisch vollständig heilen konnte. Auch heute noch ist «Aion A» in Pulverform in Schweizer Apotheken erhältlich und wird in diversen Therapien eingesetzt.

Im Jahr 1986 baute Anton C. Meier direkt neben der Grotte, in der «Aion A» gefunden wurde, das Emma-Kunz-Zentrum auf, mit dem Ziel, deren Erbe fortzuführen. Im November des vergangenen Jahres wurde es erstmals einer Renovation unterzogen. Nach Meiers Tod im vergangenen Jahr wurde jetzt im April die Anton-C.-Meier-Stiftung ins Leben gerufen. «Das war sein ausdrücklicher Wunsch», sagt Stiftungsratspräsidentin Karin Kägi. «So hielt er es in seiner letztwilligen Verfügung fest.» Die Stiftung verwaltet nebst dem Emma-Kunz-Zentrum auch die Ausstellungen ihrer Bilder. Das Zentrum erhalte dadurch Werbung als kulturelle Begegnungsstätte.

Besucher aus der ganzen Welt

Auch die Stiftung sieht es als ihre Aufgabe, das Lebenswerk der Heilpraktikerin weiterzutragen. Dieses besteht nicht nur aus ihren Forschungsergebnissen in der Heilpraxis, sondern eben auch in rund 400 grossformatigen Bildern auf Millimeterpapier.

In der Serpentine Gallery in London sind die Werke der Würenloser Heilerin gar als Soloausstellung zu sehen: Die Ausstellung dauert noch bis zum 19. Mai. Das Museum bezeichnet Kunz’ Werke als «visuelle Manifestation ihrer spirituellen und philosophischen Forschung». «Spiritualität ist im Moment sehr gefragt», sagt Stiftungsratspräsidentin Kägi. «Wohl unter anderem deshalb kommt die Ausstellung sehr gut an.»

Das zeigt sich auch an den vielfältigen Anfragen aus aller Welt: So waren die Bilder vorher in München ausgestellt und reisen nachher nach Susch im Engadin, wo sie bis Ende Jahr zu sehen sein werden. Rund zehn Zeichnungen werden des Weiteren ab Sommer in einer Gruppenausstellung mit anderen Künstlern im Museum of Art in Tel Aviv zu sehen sein.

Auch die Besucher im Emma-Kunz- Zentrum in Würenlos reisen von überall her an: «Letzte Woche war jemand aus Chile bei uns zu Besuch», erzählt Kägi begeistert. Auch Australien oder New York waren in der Vergangenheit schon vertreten. «Es ist schön, zu sehen, dass Emma Kunz diese Plattform bekommt.» Mit den Bildern reist übrigens auch ein Stück Schweizer Heilkraft umher: Ein Stein aus Würenlos dient in London als Sitzbank.